So ein Theater
Geschichte von einem Kellerfund mit Erinnerungen – Kasperle, alte Erinnerungen und jung fühlen
„Sieh mal, was ich gefunden habe!“
Simon kam mit einem verstaubten Koffer in die Küche.
„Er lag im Keller hinter der Werkzeugbank. Ich hatte eine Feile gesucht und dies hier gefunden.“
Sophie gähnte. „Und was hast du stattdessen gefunden? Einen Hammer?“
„Besser. Viel besser.“ Simon strahlte über das ganze Gesicht, während er den Koffer öffnete.
Sophie schrie auf. „Pass auf! Der Staub! Du machst mir die Küche schmutzig.“
„Oh! Entschuldige! Ich habe nicht nachgedacht. Aber weißt du, meine Freude ist so groß.“ Kleinlaut sah Simon seine Frau an. „Kannst du mir verzeihen?“
„Dir doch immer!“ Schon lachte Sophie wieder. Es ging schnell mit ihr. Einem schnellen Ärger folgte rasch das Verstehen oder Verzeihen oder beides zusammen. Simon kannte das schon. Mit Vorsicht lupfte er den Deckel des Koffers.
„Schau rein!“, sagte er und seine Stimme sang vor Freude. „Oder nein, besser: Rate! Ja, rate, was ich gefunden habe!“
„So ein Theater!“ Sophie grinste. „Du kannst froh sein, dass ich heute so gut gelaunt bin und Zeit für dein Rätsel habe, Simon Weber“, murmelte sie und drohte spielerisch mit dem Zeigefinger. „Also, ich rate, dass du viele alte Werkzeuge in diesem Koffer, der nicht neu aussieht, gefunden hast. Wertvolle Werkzeuge von deinem Großvater.“
„Falsch. Ganz falsch!“, freute sich Simon. „Obwohl, der Großvater stimmt.“
„Du hast deinen Großvater im Koffer gefunden?“
„So ähnlich.“ Nun musste Simon schmunzeln. Spielereien mit Sophie machten immer wieder Spaß. Was für ein Glück er doch hatte! „Es sind wundervolle Erinnerungen an ihn“, sagte er dann.
„Erinnerungen an deinen Großvater“, murmelte Sophie. „Warte! Lass mich raten! … Fotos?“
„Falsch.“
„Dann Ansichtskarten?“
„Auch falsch!“
„Tagebücher?“
„Auch nicht. Obwohl, Geschichten erzählen die Kerle hier im Koffer auch.“
„Kerle?“ Sophie seufzte. „Oh, ich komm nicht drauf! Hab Erbarmen und hilf mir weiter!“
„Einverstanden!“, sagte Simon. „Augen zu!“
Sophie drehte sich zur Wand. „Nun machst du mich aber neugierig“, lachte sie. „Es wird nie langweilig mit dir … und das ist gut so.“
„Das ist gut, das ist gut, das ist gut so, tarallala.“ Simon lachte auch. Was war das doch wieder für ein Spaß! Wie gut, dass sie gemeinsam immer lachen konnten. Rasch stülpte er sich zwei von Großvaters Handpuppen, die ein halbes Jahrhundert und mehr in diesem Koffer überlebt hatten, über die Hände, den Kasper und den Teufel, und sang: „Tri, tra, trallala, tri, tra, trallala, Kasp…“
„Oh, du hast Kasperlepuppen gefunden?“
Sophie konnte nicht länger stillhalten. Schon stand sie vor dem Koffer, wühlte in den Fundstücken und streifte sich die Prinzessin und den Bürgermeister über.
„Wie ist das fein! Oh, ich will auch!“
Ja, und dann spielten sie wie fröhliche Kinder bis zum Mittagessen Kasperltheater, Simon und Sophie, die eigentlich schon Urgroßeltern waren.
© Elke Bräunling
Kellerfund Marionetten, Bildquelle: stux/pixabay
Oh, ist das herrlich. Gerne hätte ich auch in den Koffer geschaut und mir eine Handpuppe genommen. In jedem Erwachsenen steckt noch ein Kind und das sind dann richtige Glücksmomente, die man erlebt.
LG
Astrid
Wenn ich auf der Auer Dult den Stand mit den Handpuppen und Marionetten sehe, möchte ich auch immer gerne zugreifen und damit spielen. 😉 Ach, und das nahe Lädchen des Puppendoktors in meiner Nähe! Was der für schöne Puppen in seinem Schaufenster hat! Da habe ich mir schon manches Mal die Nase an der Scheibe platt gedrückt. 😉
Herzliche Grüße!
Es ist wie ein Loslassen und Abtauchen in andere Welten. Wie schön, dass wir diese Gabe haben 😉
Lieber Gruß zu dir
Wie recht du hast! Es ist so schön, wenn das schlummernde Kind, das man – vielleicht – noch in sich trägt, wieder erwacht. Wehmütig schön, irgendwie.
Lieber Gruß
Ele