Wasser für Marie
Wasser für Marie
Geschichte für Senioren in vereinfachter Sprache
Wie Marie sich wieder auf Mineralwasser und das Trinken freut
„Für Marie bedeutet dieses Glas mehr als nur Wasser. Es ist ein kleiner Gruß des Lebens.“
Marie fühlt sich schwach und hat keinen Durst. Doch Hannes sorgt sich – und findet eine liebevolle Lösung: Mit bunten Sommerdrinks aus Wasser, Zitrone und Minze zaubert er ihr ein Lächeln ins Gesicht. Diese Geschichte macht Mut, auf die kleinen Dinge zu achten – und zeigt, wie fürsorglich und kreativ Liebe im Alter sein kann.
Im Anhang eine vereinfachte Version für Menschen mit Demenz.
Wasser für Marie
Es ist ein herrlicher Spätsommertag. Marie aber sitzt im Wohnzimmer und schaut sich den Sommer durchs Fenster an. Sie hat keine Lust, in den Garten zu gehen.
Müde starrt sie auf den Birnbaum. Seine Blätter zittern in der warmen Mittagsluft, und von irgendwoher singt eine Amsel. Marie aber hört sie kaum. Sie fühlt sich so erschöpft, als hätte sie kaum geschlafen. Ihr Kopf ist schwer, und manchmal ist ihr ein wenig schwindelig.
„Dieser Sommer meint es nicht gut mit mir“, murmelt sie und schließt die Augen.
Vor einigen Tagen erst hat sie mit Hannes den Arzt aufgesucht. Der hat sie gründlich untersucht, ihren Blutdruck gemessen, das Herz abgehört und die Reflexe geprüft. Schließlich hat er gelächelt und gesagt:
„Sie sind fit für Ihr Alter, Frau Marie. Aber Sie müssen mehr trinken. Gutes Mineralwasser! Das ist gesund.“
Marie nickt. Trinken! Das sagen sie doch alle. Und sie trinkt ja – ihren Morgenkaffee, ihren Nachmittagskaffee, und abends eine Kanne schwarzen Tee. Das muss doch reichen. Dieses fade Mineralwasser mag sie nicht. Es schmeckt nach nichts und ständig muss man zur Toilette laufen.
Hannes fängt nun auch schon an, sie mit diesem faden Mineralwasser zu nerven.
„Das ist doch lästig“, beschied sie.
„Aber notwendig“, sagt Hannes und stellt ein Glas Wasser auf den Tisch.
„Trink das bitte!“
Marie verzieht das Gesicht und trinkt vorsichtig ein, zwei Schlucke. „Ach, Hannes. Immer dieses Wasser! Ich habe keinen Durst.“
„Aber du musst trinken. Der Arzt hat es gesagt.“
Marie seufzt.
Auch Hannes seufzt. Er macht sich Sorgen. Marie ist immer so lebendig gewesen. Stets hat sie ein Buch vor der Nase gehabt oder tüchtig im Garten gearbeitet, Marmelade gekocht und neue Backrezepte ausprobiert. Und nun? Still sitzt sie da. Und blass ist sie. Aber wie kann er ihr helfen?
Er grübelt lange, dann verschwindet er wieder in der Küche.
Marie hört ihn hantieren, Gläser klirren, eine Flasche zischen. Es klingt geheimnisvoll.
Sie lächelt, als er wenig später mit einem langen, bunten Glas in der Hand zurückkommt. Darin sprudelt Wasser, und oben schwimmen Zitronenscheiben und einige Blättchen frische Minze aus dem Garten. Ein langer bunter Trinkhalm steckt darin.
„Bitte sehr!“, sagt er und verbeugt sich vornehm. „Ein Sommerdrink für meine Königin.“
Schon wieder trinken? Marie zögert, aber sie möchte ihn nicht enttäuschen und nimmt das Glas.
Hm! Der erste Schluck schmeckt nach Zitrone und Minze, frisch und kühl. Lecker! Sie trinkt noch einen Schluck und noch einen.
„Dankesehr, mein Kavalier!“, sagt sie schließlich. „Das schmeckt fein. Fast wie Limonade.“
„Und dazu ist es viel gesünder“, sagt Hannes.
Er setzt sich neben sie und nimmt ihre Hand.
Draußen flattert ein Schmetterling vorbei, und Marie lächelt.
Von nun an verzaubert Hannes jedes Glas Wasser mit ein bisschen Zitrone, Minze, Melisse, Fruchtsaft oder ein paar Beeren. Manchmal friert er auch einige Weintrauben ein und gibt sie als Eiswürfel ins Wasser.
Und Marie beginnt, sich über diese bunten Sommerdrinks zu freuen. Jedes Mal eine neue Überraschung! Wie lecker dieses Trinken doch sein kann!
Sie blüht auf und kann sich wieder mehr am Sommer und ihrem Garten erfreuen. Es dauert nicht lange und sie ist wieder die alte Marie, die wieder lacht und wie früher im Garten und in der Küche werkelt.
„Ach, ist dieser Sommer nicht herrlich?“, ruft sie eines heißen Nachmittags. Sie sitzt gemütlich auf der Terrasse und hebt das bunte Glas, das sie in der Hand hält. „Auf dich, mein lieber Hannes!“
„Auf uns, mein Schatz!“ Hannes nickt zufrieden, denn er weiß: Für Marie bedeutet dieses Glas mehr als nur Wasser. Es ist ein kleiner Gruß des Lebens.
© Elke Bräunling
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Vereinfachte Version für Menschen mit Denkschwäche
Hannes und Marie und das Trinken
Geschichte zum Trinken für Senioren in sehr vereinfachter Sprache
Marie sitzt im Sessel. Sie schaut aus dem Fenster. Draußen ist es heiß. Die Sonne scheint. Marie ist müde. Ihr Kopf tut weh. Manchmal ist ihr schwindelig.
Hannes macht sich Sorgen. Marie ist oft so still.
Vor ein paar Tagen waren sie beim Arzt. Der hat sie untersucht und gesagt:
„Marie, Sie sind gesund. Aber Sie müssen mehr trinken.“
Marie hat genickt. Doch sie hat es wieder vergessen. Sie trinkt lieber Kaffee oder Tee. Wasser mag sie nicht.
„Es schmeckt nach nichts“, sagt sie. „Und ich muss dann immer zur Toilette.“
Heute bringt Hannes ihr ein Glas Wasser. „Trink das bitte“, sagt er.
„Ach, Hannes, ich habe keinen Durst.“
Hannes geht in die Küche. Er hat eine Idee. Er schneidet eine Zitrone auf und holt Minzblätter aus dem Garten. Dann richtet er ein Glas Wasser her mit Zitrone und Minze. Es sieht schön aus. Ein langer bunter Strohhalm ist auch dabei.
„Hier, probier mal, meine liebe Marie!“, sagt er.
Marie nimmt das Glas. Sie trinkt einen Schluck. „Hm, das schmeckt gut und frisch.“
Sie lächelt und trinkt weiter.
Seitdem bringt macht Hannes ihr viele Gläser Wasser mit Zitrone oder mit Beeren. Manchmal auch mit gefrorenen Weintrauben.
Und Marie trinkt. Mehr und immer mehr. Es schmeckt ihr. Die bunten Getränke machen sie wieder wacher und fröhlicher.
Und wenn sie einr Glas leer hat, sagt sie: „Danke, Hannes. Das tut mir gut.“
Hannes lächelt. Er ist froh. Denn er liebt seine Marie.
© Elke Bräunling