Die kleinen Schätze von damals

Vorlesegeschichte mit einfacher Struktur für an Demenz erkrankte Menschen: Erinnerungen an altes Spielzeug – Blechautos

Kurt kommt von einem Spaziergang zurück. Er war im Städtchen und hat einen kleinen Schaufensterbummel gemacht. Zum Schluss hat er sich in der Bäckerei Emilsson einen Becher Kaffee und ein Franzbrötchen gekauft. Beides hat ihm gut gemundet.
Frisch gesättigt und zufrieden macht er sich auf den Heimweg.
Vor einem Haus in der Nachbarschaft sitzen zwei Jungen auf dem Bürgersteig. Sie spielen mit kleinen Matchboxautos.
Kurt bleibt stehen und schaut ihnen ein bisschen zu.
„Dass es die noch gibt!“, murmelt er. „Das ist für mich ein kleines Wunder.“
Er tritt näher, um sich die Autos genauer zu betrachten. Sie sind aus Kunststoff, bunt bemalt und moderner als die kleinen Blechautos, die er als Kind besessen hat.
Die Jungen lachen und sausen mit ihren Autos über den Gehweg. Dazu machen sie Motorengeräusche. Brumm! Brummbrumm!
Kurt schmunzelt. Plötzlich fällt ihm ein: Hat er nicht irgendwo einige seiner alten Blechautos aufbewahrt? Die hat er ja völlig vergessen!
Fast ein bisschen aufgeregt eilt er nach Hause. Dort macht er sich gleich auf die Suche.
In seinem Arbeitszimmer schaut er in die Schränke. Nichts. Im Keller durchsucht er alte Kartons. Wieder nichts. Schließlich steigt er die knarrende Treppe zum Dachboden hinauf. Dort, in einer staubigen Ecke, entdeckt er Vaters alten Reisekoffer. Hier wird er fündig. Bunte Blechautos! Eins, zwei, drei, vier, fünf Stück.
„Dass es euch noch gibt!“, murmelt Kurt. „Wie sehr freut mich das!“
Er wischt sich eine Träne von der Backe. Dann setzt er sich vor den Koffer und nimmt ein Auto nach dem anderen in die Hand.
„Ach! Wie sehr habe ich euch geliebt. Damals. So lange ist es schon her.“ Er lächelt. „Und nun befreie ich euch aus dem Dunkel.“
Wieder in der Küche stellt er seine alten Schätze vor sich auf den Tisch. Er nimmt ein Tuch und poliert sie vorsichtig. Bald glänzen die kleinen Blechautos wieder. Die leuchtenden Farben und das leise Klackern der Räder bringen Erinnerungen zurück. Ein bisschen fühlt er sich wie damals als kleiner Junge, der mit diesen kleinen Schätzen spielt.
„Brumm! Brummbrumm!“
„Warum eigentlich nicht?“ Kurt lacht. Er nimmt ein Auto und lässt es über den Tisch fahren. „Brumm! Brummbrumm!“
Es macht ihm großen Spaß und für eine Weile bleibt die Zeit stehen.
Später, denkt er sich, wird er die Autos den beiden Nachbarjungen schenken. Sie werden Freude daran haben, so wie er damals. Und dafür sind die kleinen Autos schließlich da. Sie sollen die Menschen glücklich machen. Ganz besonders die Kinder.
Mit einem Lächeln lehnt sich Kurt zurück und träumt noch ein bisschen. Von lang vergangenen Zeiten.

© Elke Bräunling

Kleiner Schatz, Bildquelle © Josch13/pixabay