Opa, ärgere dich nicht!

Kindergeschichte für Senioren zum Vorlesen – Verlieren muss man können

„Und eins und zwei und drei und vier … und schon geht es hinaus mit dir.“
Opa rückt seine rote Spielfigur vier Felder weiter und kickt Robins gelbe Figur mit Schwung aus dem Spiel.
Nun stehen wieder alle gelben Figuren draußen vor dem Feld. Wie dumm aber auch!
„Schon wieder!“ Robin ist sauer. Schon zum vierzehnten Mal hat ihn Opa nun aus dem Spiel gekegelt. Und jedes Mal hat er dabei in die Hände geklatscht und so sehr gelacht, dass er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen muss.
Robin kann nicht mehr lachen. Es ist fast so etwas wie eine Strafe, mit Opa zu spielen.
„Doofes Spiel!“, mault er.
Opa lacht wieder. „Mensch! Ärgere dich nicht!“, sagt er und findet das schrecklich lustig.
Robin ärgert sich noch ein bisschen mehr. „Hahaha! Ich ärgere mich nicht! Pah!“
Er grabscht sich den Würfel. Eins. Zwei. Drei. Keine Sechs. Er muss noch draußen bleiben.
„Hahaha! Es ist doch ganz einfach, eine Sechs zu würfeln“, freut sich Opa und würfelt … eine … Sechs. „Siehst du?“
Was hat Opa heute aber auch wieder ein Glück!
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Schritte wandert seine rote Figur übers Spielbrett.
„Ha! Dieses Spiel macht Spaß, nicht wahr?“
Er würfelt wieder. Noch eine Sechs. Dann eine Fünf. Weit und weiter wandern seine roten Figuren dem Sieg entgegen. Und genau so rot leuchten Opas Backen. Vor Freude.
Opa spielt nämlich für sein Leben gerne. Nur eines mag er nicht: Verlieren.
Opa wettet auch gerne. Am liebsten wettet er, dass er beim Spielen gewinnen wird. Wer sonst?
Auch heute haben Robin und Opa – wie jeden Samstag nach dem Mittagessen – miteinander gewettet: Wer dieses Spiel verliert, muss den Bürgersteig kehren.
Und wieder einmal sieht es ganz danach aus, als würde Robin nachher den Kehrjob machen.
Grrr! Robin hasst das Kehren. Es ist spießig und nur ‚wegen der Nachbarn‘, wie Oma immer betont.
„Ich will nicht Straße kehren! Ich will gewinne!“, knurrt er. Er schnappt sich den Würfel, pustet drei Mal auf den Würfel und sagt:
„Ich will eine Sechs! Ich will jetzt eine Sechs!“ Und er würfelt … eine … Sechs. Und noch eine und noch eine und noch eine. Und schon ist er wieder im Spiel.
‚Ich will nicht verlieren. Ich will nicht Straße kehren’, sagt er sich nun immer und immer wieder vor. Und das Glück, das ihn vorhin verlassen und auf Opas Schulter gesessen hat, kehrt zu Robin zurück.
„Eins und zwei und drei und vier und wumm!“, wirft Robin Opas rote Spielfigur aus dem Feld. Und noch eine und gleich noch eine.
Und eins und zwei und drei und vier und wumm gewinnt Robin das Spiel gegen Opa.
Der lacht nicht mehr. Er sagt auch nichts. Nur sein Kopf, der ist nun röter als seine Spielfigur. Wutrot.
„Mensch, Opa! Ärgere dich nicht!“, sagt Robin und grinst.
Da muss auch Opa grinsen. Und grinsend spielen sie gleich noch eine Partie ‚Mensch-ärgere-dich-nicht!‘
Die Straße, die kehren sie später dann beide.

© Elke Bräunling

 

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Mensch-ärgere-dich-nicht, Bildquelle © Alexas_Photos/pixabay

Geschichte für Senioren zum Vorlesen, bei Veranstaltungen u. geselligem Beisammensein, im Seniorenheim und/oder Zuhause

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