Ein stürmischer Kneipenabend

Ein stürmischer Kneipenabend

Herbstliche Geschichte zum Schmunzeln

titel + Illustration Heitere Männer vor ihren Bierkrügen in der Kneipe„Wetterpropheten“ und ihre Weissagungen am abendlichen Stammtisch

„Ich spür’s in den Knochen“, sagte Bauer Janssen.
Und alle wussten: Wenn der alte Janssen das sagt, dann ist was im Anmarsch – ob Sturm oder Schnapsrunde.

Ein Sturm zieht auf und im Dorfkrug weht der Humor gleich mit. Bauer Janssen spürt das Wetter schon in den Knochen, während Wirt Alfons lieber an den Schnaps glaubt.
Eine gemütlich-witzige Geschichte über Wetterpropheten, Freundschaft und das raue Herz des Herbstes.

Mit kurzer Fassung in einfacher Sprache
und Arbeitsanregungen/Biografiearbeit

 

Ein stürmischer Kneipenabend

„Der Sturm treibt den Winter ins Land, wirst du sehen“, sagte der alte Bauer Janssen und nickte dabei bekräftigend mit dem Kopf. „Das wird ja auch mal Zeit, nicht?“
Sein Gegenüber am Stammtisch im Dorfkrug, der Altbürgermeister Hausbauer, nickte.
„Wenn du das sagst, wird das ja nun mal auch so sein. Der Wetterfrosch im Radio hat das aber nicht vorhergesagt. Wenn es nach dem geht, ist es noch keine Zeit für einen steifen Grog. Aber nicht für uns.“ Er hob sein Glas. „Willste auch noch einen?“
Janssen schüttelte entschieden den Kopf. „Nee, lass mal. Ich habe genug von dem starken Zeugs.“ Er drehte sein Glas um und stellte es mit der Öffnung nach unten auf seinen Bierdeckel. ‚Ich bin fertig für heute!‘, sollte das heißen.
„Bist du krank?“ Hausbauer sah auf.
Der alte Jansen schüttelte den Kopf. „Nee. Ich werde nicht krank. Aber da ist diese Unruhe, weißt du, diese seltsam rumorende Unruhe wie damals, als bei der Klinglers Alice das Dach auf die Straße stürzte.“ Er nickte bekräftigend. „Jawohl. So eine Unruhe ist das.“
Bestürzt schauten alle Gäste in der Kneipe auf Bauer Janssen. Er war dafür bekannt, dass er immer ein wenig besser als die Wetterfrösche im Fernseher wusste, was das Wetter bringen würde.
„Meinst du, dass wieder ein starker Sturm kommt, Janssen?“, fragte Margret, die Wirtin. „Wie merkst du das überhaupt? Das ist mir schleierhaft.“
Der Alte zuckte mit der Schulter. „Das spürt man eben. Ist so. Und ich sage euch, das wird noch eine unruhige Nacht geben. Räumt eure Blumenpötte weg und macht die Fenster gut zu. Und du“, er sah Alfons, den Wirt, mit durchdringendem Blick an, „du pass besonders auf!“
„Ich? Wieso ich?“, fragte Alfons erschrocken. „Siehst du da etwa noch mehr? Sag schon, Janssen!“
Der nickte. Ein bisschen grinste er auch, doch das sah man nur an seinen Augen und auch nur, wenn man ihn genau kannte.
„Viel mehr sehe ich, viel mehr. Aber du weißt ja, wie das so ist: Man muss vorsichtig sein. Ich auch. Ich sage nichts mehr.“
Alfons schüttelte verärgert den Kopf. „Nee, nee, erst die Pferde scheu machen und dann nicht mit der Sprache rausrücken. Du bist und bleibst ein oller Blödmann, Janssen! So!“
„Nix bleibt ungestraft“, murmelte der alte Janssen und auch der Altbürgermeister nickte.
„Ich glaube, ich weiß, was du meinst.“ Er nickte wieder. „Und recht hast du.“
Dem Alfons rannen Schweißtropfen über die Stirn. Wer hatte auch schon immer ein reines Gewissen?
„W-w-wollt ihr noch einen Schnaps?“, fragte er.
„Na ja“, meinte Bauer Janssen und drehte sein Glas wieder um. „Wenn du einen ausgibst …!“
„Ja, tu mal noch einen rein!“, meinte auch der Altbürgermeister. „Und trink vorsichtshalber auch einen mit, man weiß ja nie!“
Und während der arme Alfons nun eine Runde und noch eine und noch eine ausgab, sah er längst nicht mehr, wie sie einander zuzwinkerten, die beiden alten Füchse. Aber die Sturmböe, die plötzlich wie aus dem Nichts über den Dorfkrug hinweg fegte, die hörte er wohl.

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

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Illustration Heitere Männer vor ihren Bierkrügen in der Kneipe

 

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Ein stürmischer Abend im Dorfkrug

Vereinfachte kurze Fassung

Im Dorfkrug saßen die Männer wie jeden Abend am Stammtisch.
Draußen pfiff der Wind um die Häuser.
„Der Sturm treibt den Winter ins Land“, sagte Bauer Janssen. Er nickte ernst. „Das spüre ich in den Knochen.“
Altbürgermeister Hausbauer grinste. „Wenn du das sagst, dann wird’s wohl so kommen. Der Wetterfrosch im Radio hat’s aber noch nicht gemerkt.“
Alle lachten. Nur der Wirt Alfons nicht.
Er mochte solche Sprüche nicht, besonders wenn Janssen so geheimnisvoll klang.
„Mach die Fenster gut zu!“, warnte der alte Bauer. „Und räum draußen alles rein, bevor’s dir wegfliegt!“
„Meinst du, es gibt wieder einen schlimmen Sturm?“, fragte die Wirtin Margret.
„Na klar“, sagte Janssen. „Ich hab so ein Gefühl. Wie damals, als bei der Klinglers Alice das Dach auf die Straße fiel.“
Jetzt wurde es still im Raum.
Alle wussten: Wenn Janssen so redete, dann konnte man sich auf etwas Übles gefasst machen.
„Und du, Alfons,“ fügte er hinzu und sah den Wirt streng an, „du pass besonders auf!“
„Ich? Warum ich?“ Alfons bekam große Augen.
„Na, du weißt schon“, sagte Janssen und zwinkerte.
Der Wirt wurde blass.
„Wollt ihr vielleicht noch einen Schnaps?“, fragte er hastig.
„Wenn du einen ausgibst, gern!“, sagte der alte Hausbauer. „Man weiß ja nie – auf den Sturm!“
Die beiden alten Freunde lachten leise.
Draußen heulte der Wind.
Und genau in dem Moment fegte eine starke Böe über den Dorfkrug.
Die Fenster klirrten.
„Na siehste!“, rief Janssen. „Ich hab’s ja gesagt!“

 

🌬️ Fragerunde zum stürmischen Dorfabend
(zum Nachdenken, Schmunzeln und Erinnern)

🧠 Fragen zur Geschichte
* Wer saß im Dorfkrug am Stammtisch?
* Was hat Bauer Janssen gespürt?
* Warum vertrauten die Dorfbewohner seinem Gefühl?
* Was riet er den anderen, bevor der Sturm kam?
* Wie reagierte der Wirt Alfons auf die Warnung?
* Warum wurden plötzlich alle still?
* Was geschah am Ende der Geschichte?
* Was glauben Sie – hatte Janssen wirklich eine gute Spürnase oder war es Zufall?

🍂 Biografische Erinnerungsfragen
(für Gesprächsrunden oder biografisches Erzählen)
* Kennen Sie selbst Menschen, die „das Wetter spüren“ können?
* Haben Sie schon einmal vor einem Sturm gewarnt – oder wurden gewarnt?
* Erinnern Sie sich an besonders stürmische Nächte oder Unwetter aus Ihrer Kindheit?
* Wie klang das, wenn der Wind ums Haus pfiff?
* Gab es bei Ihnen früher auch Stammtische oder kleine Dorfkneipen, in denen man sich traf?
* Was wurde dort geredet, gelacht oder erzählt?
* Woran merken Sie selbst, dass ein Wetterwechsel kommt?
* Was tun Sie, wenn es draußen stürmt? Tee kochen, Kerzen anzünden, gemütlich werden?

 

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