Einladung zum Frühlingsspaziergang

Frühlingserzählung – Ein warmer Frühlingstag macht gute Laune und lädt zum Spaziergang ein

„Herrje, ist es warm heute! Man könnte meinen, es sei Sommer!“
Elfriede schüttelte den Kopf und starrte in den Himmel hinauf. Der war wunderschön frühlingsblau und eine Freude nach den vielen kalten Regenwochen, die hinter ihnen lagen. „Dieses Blau ist auch anders irgendwie“, knurrte sie. „Seltsam, seltsam!“
„Guten Morgen, Frau Nachbarin!“
Herr Schulte trat aus der Gartenpforte. Er lüftete kurz seinen Hut, ganz der Gentleman, und sprach weiter: „Was ist das für ein wunderbares Wetter heute! Da zieht es einen doch gleich nach draußen, nicht wahr?“
Elfriede stutzte. Wieso war dieser griesgrämige alte Kerl heute so gut gelaunt? Das kannte sie gar nicht von ihm.
„Guten Morgen“, brummte sie, denn sie wollte höflich bleiben. „Finden Sie nicht, dass es für die Jahreszeit viel zu warm ist? Also ehrlich, mir ist das etwas unheimlich.“
„Wir müssen es nehmen, wie es kommt, nicht wahr?“ Herr Schulte tippte sich zum Gruß an den Hut, wünschte einen schönen Tag und machte sich auf zu seinem Spaziergang. Kurz drehte er sich aber noch einmal um und sagte:
„Sie sollten auch spazieren gehen und das Wetter genießen! Kommen Sie doch einfach mit!“
„Spazieren? Einfach so?“ Elfriede schüttelte den Kopf. Nein, das ging nicht. Sie hatte zu tun. Man konnte doch nicht mitten am Tage einfach so durch die Gegend flanieren. Nicht an einem stinknormalen Werktag. Was dachte sich der Nachbar bloß?
„Nein, danke“, rief sie ihm zu. „Ich habe noch zu tun.“
In dem Moment, als Elfriede das ausgesprochen hatte, zweifelte sie bereits. Warum konnte sie nicht an diesem „stinknormalen“ Werktag mit dem Nachbarn spazieren gehen? Morgen würde das Wetter vielleicht nicht frühlingshaft warm sein und so eine Einladung bekam sie auch nicht  täglich.
„Elfriede, du bist blöd!“, sagte sie laut zu sich selbst und dann rief sie: „Halt! Halt! Ich … ich würde doch gerne mitkommen. Herr Schulte! Hören Sie?“
Doch sie hatte Pech. Der Nachbar war schon um die Ecke verschwunden.
„Und bestimmt hat er mich doch gehört“, murrte sie leise. „Aber …“
„Aber was brauchst du deinen Nachbarn, um das Sonnenwetter zu genießen?“, rief ihr da ein Stimmchen zu.
Elfriede sah sich um. Da war niemand.
„Brauche ich ja gar nicht!“, brummte sie und musste insgeheim grinsen. Sie ging ins Haus zurück, bürstete ihre Haare, zog den hellen Frühlingsmantel an, steckte ihren Schlüssel und das Portemonnaie ein und machte sich auf den Weg zu einem Spaziergang. Sie wählte die Richtung, in die auch Herr Schulte gegangen war.
Den Nachbarn sah sie unterwegs nicht mehr und das war ihr gerade recht. Sie traf einen anderen Herrn: den Frühling, und der winkte ihr aus allen Ecken und Winkeln zu. Was für ein angenehmer Begleiter! Er brauchte keine Worte und doch erzählte er ihr so viel. Sein Charme ließ ihr Herz immer wieder hüpfen und sie musste sich so manche Träne des Glücks aus den Augenwinkeln tupfen.

© Elke Bräunling

Hier ist noch eine “Frühlingseinladung”: Schön, so schön! Ein Frühlingsspaziergang

 

Spaziergang im Park, Bildquelle © mobasoft24/pixabay

 

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