Der Herbstblumenstrauß

Eine versöhnliche Liebesgeschichte – Sag es durch die Blume … nicht nur im Herbst

Florine nahm Herbstastern, ein wenig Schleierkraut, ein paar kleine, rote Äpfel, die sie zuvor in einem Wachsbad haltbar gemacht hatte, und stellte einen zauberhaften Herbstblumenstrauß zusammen.
„Ist es so recht?“, fragte sie den alten Herrn, der den Strauß betrachtete und dann zustimmend nickte.
„Sie hat Äpfel immer sehr gern gemocht, wissen Sie!“, sagte er.
„Ist … ist sie … verstorben?“, fragte Florine teilnahmsvoll.
„Marianne? Ich hoffe es nicht!“ Der alte Herr blickte erschrocken auf.
„Entschuldigen Sie. Ich wollte sie nicht irritieren. Es hatte nur so endgültig geklungen.“
„Da haben Sie recht“. Grimm klang aus der Stimme des Mannes nun. „Endgültig ist es. Sie ist nämlich gegangen. Nach neunundvierzig Jahren Ehe. Können Sie sich das denken?“
Florine schüttelte den Kopf. Nein. Das konnte sie sich nur schwer vorstellen.
„D-das tut mir leid!“, sagte sie hilflos. Was sonst sollte sie in dieser Situation auch anderes sagen?
„Nun habe ich Sie in Verlegenheit gebracht.“ Der Fremde lächelte, während er den Strauß in Empfang nahm. „Marianne würde sich köstlich amüsieren. Und ich glaube, ich werde ihr von Ihnen erzählen. Nachher, wenn ich sie zu Kaffee und Kuchen in ihrer seltsamen WG, in der sie sich auf ihre alten Tage noch einmal selbst verwirklichen will, besuche.“
„Oh, dann ist es wohl nicht so endgültig mit Ihnen beiden?“ Florine nickte und legte das Geld in die Kasse, die sich mit einem „Pling“ geöffnet hatte.
„Wissen Sie, für eine neue Beziehung sind wir beide zu alt. Marianne liebt es, wenn ich sie besuche, und heute wird sie sich besonders über die herrlichen Blumen freuen. Finden Sie nicht, dass es schöner ist, sie zu Lebzeiten zu verschenken?“
Florine schluckte. Ihr Hals fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an. Als sie sich wieder in der Lage sah, zu sprechen, war der alte Herr bereits an der Tür, wo er sich mit einem Lächeln verabschiedete. Auch Florine lächelte. Dann griff sie nach ihrem Mobiltelefon und drückte eine Nummer. Der Teilnehmer war nicht erreichbar. Egal. Das, was sie Eddy zu sagen hatte, ließ sich auch auf Band sprechen:
„Hallo mein Schatz, ich möchte dir sagen, dass es mir leid tut. Ich wollte heute Morgen nicht im Streit das Haus verlassen. Bitte verzeih mir!“
Zwei Minuten später erhielt sie eine Kurznachricht. Ein dickes, rotes Herz.
Florine atmete auf. Sie nahm Herbstastern, ein wenig Schleierkraut, ein paar kleine, rote Äpfel und band mit viel Hingabe einen zweiten Strauß. Für Eddy.

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

Herbstblumen, Bildquelle © 9883074/pixabay

Meine Texte und die virtuelle Kaffeekasse

Kontaktieren Sie mich bitte, wenn Sie einen oder mehrere meiner Texte online oder printmäßig verwerten oder anderweitig publizieren möchten.

Und wenn Sie mir einen Becher Kaffee schenken möchten, einfach so, weil Ihnen die Geschichte gut gefallen hat, so freue ich mich sehr darüber. Herzlichen Dank! 💛