Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf

Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf

Adventsgeschichte zum Schmunzeln

Titel +Illustration 2 Frauen im Bus, eine verspeist einen Schokoladenweihnachtsmann, die andere ist entsetztHeimliche Genüsse sind die besten

Manchmal genügt ein kleines Knacken im Bus, um alte Erinnerungen zu wecken – und die Sehnsucht nach einem süßen Stück Kindheit. Eine humorvolle Adventsgeschichte über heimliche Genüsse, Kindheitsregeln und die Kunst, sich rechtzeitig etwas Süßes zu gönnen. Warmherzig, witzig und perfekt zum Vorlesen für Senioren.
Mit einfacher Kurzfassung und Fragerunde

 

 

 

Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf

„Der Zucker macht mich blöd, aber lieber blöd als sauer, und sauer bin ich, wenn ich nichts Süßes esse. Aber ich habe die Sache im Griff. Ich kann jederzeit mit dem Süßkram aufhören. Unbedingt. Aber will ich das?“
Die Frau in der Bank vor mir grunzt noch eine Weile vor sich hin und packt mit laut knisternden Geräuschen langsam und bedächtig eine Süßigkeit aus. Es ist ein Weihnachtsmann in rotem und silbernen Glanzpapier.
Das darf doch nicht sein! Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf, schon gar nicht vor Weihnachten, denke ich und bin ein bisschen empört. Oder ist es Neid? Ich weiß es nicht. Ich merke nur, dass mir plötzlich das Wasser im Munde läuft, mein Bauch knurrt auch. Schokolade habe ich schon lange nicht mehr gegessen und der Verzicht hat mir gut getan. Glaube ich zumindest. Man redet sich ja gerne Dinge ein, das ist bequemer.
Da! Jetzt hat sie es getan. Ein Knacken, ein Knirschen und der Weihnachtsmann ist kopflos.
Fast schmerzt es mich und ich fasse mir stöhnend ans Genick.
Die Frau schaut sich irritiert nach mir um.
„Was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?“, fragt sie.
Vermutlich habe ich vor Schreck einen roten Kopf bekommen. Auch andere Leute im Bus werden aufmerksam.
„Hat jemand ein Riechfläschen?“, fragt ein älterer Herr direkt neben mir.
Ich winke ab, bemühe mich um ein Lächeln.
„Danke! Es geht schon. Es war nur ein kleines … ein kleines Erschrecken.“
Noch immer hallt das Knacken und Knirschen in meinem Kopf nach und ich schiele zu der Frau hinüber, die genüsslich vor sich hin kaut. Eine Erinnerung kriecht in mir hoch, die sich nicht mehr verdrängen lassen will. Worte meiner Oma.
„Wenn du vor dem Weihnachtsfest einen Schokoladenweihnachtsmann naschst, machst du das Weihnachtsfest kaputt!“, hatte sie mit mahnender Stimme gesagt. „Vergiss das nie!“
Ich habe es nicht vergessen bis heute, wie mir diese Sache hier gerade zeigt. Es ist fast nicht zu glauben, wie tief manche Dinge im Unterbewusstsein überleben und sich dann wider jede Vernunft ihren Weg ins Heute bahnen. Meine Oma ist seit fast vierzig Jahren tot und ich bin mittlerweile selbst eine Oma.
Da! Es knackt wieder! So laut, dass alle im Bus nun auf die Frau starren.
Die hat sich nun den Bauch des Weihnachtsmannes vorgenommen. Mit verklärtem Blick sitzt sie da und genießt die Süße der Schokolade. Ihre Wangen haben sich gerötet und alles an ihr, so scheint es, ist am Strahlen.
Die kleinen Dinge sind’s, die glücklich machen, erinnere ich mich. Warum vergisst man das immer wieder?
Ich beschließe, bei der nächsten Haltestelle auszusteigen. Ich brauche Schokolade, egal, in welcher Form. Es darf auch ein Weihnachtsmann sein, den gerade ganz besonders gern, und dann werde ich ihn knacken lassen. Für mich alleine!

© Elke Bräunling

Und? Hast du nun auch Appetit auf … Schokolade? 💛😘

 

Eine weitere vorweihnachtliche Episode im Bus findest du hier:
Das Weihnachtslächeln im Bus

 

Illustration 2 Frauen im Bus, eine verspeist einen Schokoladenweihnachtsmann, die andere ist entsetzt

 

 

 

 

 

 

 

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Kurzfassung

Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf

Kurze Geschichte in einfacher Sprache

Eine Frau sitzt im Bus und beobachtet ihre Sitznachbarin.
Diese packt ganz langsam eine Süßigkeit aus:
einen Schokoladen-Weihnachtsmann.
Die Zuschauerin ist etwas empört.
„Einen Weihnachtsmann isst man nicht einfach so auf!“, denkt sie.
So hat es ihre Oma früher immer gesagt.
Doch als die Frau neben ihr den Kopf des Weihnachtsmanns abbeißt,
macht es knack!
Der Klang geht der Zuschauerin bis in den Nacken.
Alle im Bus schauen neugierig hin.
Sie erinnert sich plötzlich daran, wie streng ihre Oma früher war:
„Wenn du vor Weihnachten einen Weihnachtsmann isst, machst du das ganze Fest kaputt!“
Das hat Oma immer gesagt und mit dem Finger gedroht.
Die Nachbarin dagegen genießt ihr Stück Schokolade.
Ihre Augen leuchten, die Wangen sind gerötet.
Sie sieht richtig glücklich aus.
Da merkt die Erzählerin:
Vielleicht ist Schokolade gar nichts Verbotenes.
Vielleicht tut sie einfach gut, besonders in der Adventszeit.
Sie beschließt spontan:
An der nächsten Haltestelle wird sie aussteigen und sich selbst etwas Schokolade kaufen.
Vielleicht sogar einen Weihnachtsmann.
Und diesmal wird sie ihn mit Genuss knacken.
Ganz für sich allein.
© Elke Bräunling

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Fragerunde

1 Haben Sie früher Schokolade auch nur zu besonderen Zeiten bekommen?
2 Gab es bei Ihnen Regeln, wann man etwas Süßes essen durfte – oder nicht durfte?
3 Erinnern Sie sich an typische Sprüche Ihrer Eltern oder Großeltern?
4 Welche Süßigkeit verbinden Sie mit Ihrer Kindheit?
5 Hat es bei Ihnen einmal Ärger gegeben, weil Sie etwas heimlich gegessen haben?
6 Was ist heute Ihre Lieblingssüßigkeit, besonders in der Weihnachtszeit?
7 Gibt es Erinnerungen an Busfahrten, Wartezimmer oder andere Orte, an denen Sie etwas Lustiges erlebt haben?

 

 

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