Kein Platz für Sorgen*
Fröhliche Geschichte für Groß und Klein – Singen hilft, wenn man Kummer hat
Pia, Pit und Opa sind unterwegs zu Großtante Luise. Die wohnt hinter dem großen Wald auf dem Land in dem Haus, in dem Opa als Kind gelebt hat. Immer, wenn Opa sich traurig fühlt, fährt er in seine alte Heimat. Und Großtante Luise, die eine sehr fröhliche Frau ist, gelingt es immer schnell, Opa wieder zum Lachen zu bringen und traurige Gefühle und quälende Probleme zu verjagen.
„Was nutzt es, traurig zu sein und den Tag mit Grübeleien zu verbringen?“, sagt sie. „Ändert es irgendetwas? Nein. Man wird noch trauriger und das Problem, mit dem man sich herumschlägt, wird größer und größer, bis man glaubt, daran zu ersticken. Wer will das schon?“
Klar, die Großtante will das nicht. Sie will keine Probleme haben und keinen Kummer und keine Traurigkeit. Und wenn Probleme, Kummer oder Traurigkeit doch einmal kommen und bei ihr anklopfen, lässt die Großtante die Haustür einfach fest verschlossen.
„Ich kann euch hier nicht brauchen“, ruft sie durch die geschlossene Tür. „Nur nette und fröhliche Gäste fühlen sich in meinem Hause wohl. Euch traurigen Tränen würde es bei mir nicht gefallen. Also seid so nett und geht weiter! Sucht euch ein anderes Haus, wo man euch – vielleicht – Einlass gewährt! Aber ich sage euch eines: Nur wer euch liebt, wird sich ehrlichen Herzens über euren Besuch freuen. Überall sonst seid ihr nur geduldet und mal ehrlich: Wer möchte ein geduldeter Gast sein?“
Ja, so redet die Großtante mit unguten Gefühlen und Problemen, die sich in ihr Herz schleichen wollen. Und die haben dann keine Lust mehr, sie zu besuchen. Und Großtante Luise hat keine Lust, solchen Gästen auch nur eine Minute ihrer kostbaren Lebenszeit zu schenken. Wenn es aber doch einem von ihnen gelingt, sich in ihr Haus zu stehlen und auf ihre Seele zu legen, fängt die Großtante an zu singen.
„Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“, singt sie dann. Oder „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da“. Oder „Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera, es grünen alle Wälder, alle Höh’n, fallera. Wir wandern ohne Sorgen singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähn.“
Großtante Luise singt gerne. Sie singt laut. Sie singt falsch. Und bei traurigen Gefühlen singt sie am liebsten Lieder, die zu traurigen Gefühlen passen.
Weil sie sie aber so laut und so falsch singt, können diese Trauergefühle und Sorgen nicht lange ernst bleiben und für dumpfe Traurigkeit sorgen. Nein, das können sie nicht. Sobald die Großtante ihre Stimme erhebt und losträllert, springen sie vor Schreck auf und hüpfen ganz schnell herunter von der Großtantenseele. Manche verziehen sogar schmerzverzehrt ihre Trauermienen. Das hat die Großtante schon oft genau gesehen, behauptet sie. Und dann, dann nehmen sie die Beine in die Hand und laufen so schnell sie nur laufen können davon. Manche weinen dabei. Manche lachen.
Am lautesten aber lacht Tante Luise. Man kann ihr Lachen – und auch ihr Singen – bis in die Häuser der Nachbarn hören und dann wissen alle Bescheid: Es geht ihr gut, der Großtante. Kein Grund zur Sorge. Kein Grund zur Traurigkeit. Und das ist gut so.
© Elke Bräunling
Während die Großtante ihre Trauer in die Flucht singt, versuchen es andere Leute mit Lachen. Auch das funktioniert, zumindest in der folgenden Geschichte: Der Tag der kleinen Traurigkeit
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“Der Zaubersessel und das Land Sorgenfrei“.
Viel Erfolg beim Sorgenwegtanzen 🍀🙏🏻😉
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Singen befreit, Bildquelle © Zinz25/pixabay