Ein Markttag im Herbst

Ein Markttag im Herbst

Herbstgeschichte für Senioren

Titel + Illustration Marktatmosphäre, 2 Männer reichen sich die Hand„Das ist das Schönste am Markt: Man kommt zufrieden nach Hause mit vollen Körben – und manchmal bringt man auch ein Stück Vergangenheit mit.“

Ein Herbstmarkt voller Düfte, Farben und Begegnungen: Hans erlebt nicht nur den Zauber der Jahreszeit, sondern trifft auch einen alten Freund wieder. Eine Geschichte über Erinnerungen, Freude und das kleine Glück im Alltag.

Mit einer kürzeren Fassung in vereinfachter Sprache

 

 

Ein Markttag im Herbst

Es war ein Samstagmorgen im September. Schon früh füllte sich der Marktplatz mit Leben. Markthändler hatten ringsum ihre Stände aufgebaut. Von weitem hörte man ihre Stimmen: Die Rufe der Marktfrauen und Händler vermischt mit dem Klappern von Körben und Kisten, dem Rascheln von Tüten.
Ein leiser Wind wehte den Duft von Äpfeln, Birnen, Weintrauben und Zwetschgen herüber, gemischt mit dem warmen Aroma frisch gebackener Brote, Kaffee- und Bratwurstdüften.
Hans ging langsam durch die Gassen zwischen den Ständen. Er spürte die unebenen Pflastersteine unter seinen Schuhen, hörte das Lachen der Kinder, die an einem Stand Kastanienmännchen und Kürbisgesichter bastelten, und das laute Krähen eines Hahnes, der am Stand des Eiermannes hockte.
„Komm, probier mal!“, rief eine Marktfrau und hielt ihm ein Stück Birne hin.
Hans griff gerne zu. Die Frucht schmeckte köstlich erfrischend und süß.
An einem anderen Stand knisterten frisch geröstete Kastanien in einer großen Pfanne, der Rauch zog durch die Luft und erinnerte Hans an frühere Jahre, als er als Kind sehnsüchtig in der Kälte auf die warmen Maronen wartete.
Überall gab es etwas zu sehen: rote Trauben, die im Sonnenlicht glänzten, bunte Blumensträuße, Honiggläser, die golden schimmerten.
Zwischen all den Farben und Düften standen die Menschen, lachten, plauderten und tauschten Neuigkeiten aus. „Gut siehst du aus!“, „Seid ihr alle gesund daheim?“, „Na, wie war die Ernte?“, „Habt ihr schon Most gemacht?“, „Und wie geht’s den Kindern?“
Man traf sich gerne auf dem Markt. Er war nicht nur ein Ort zum Einkaufen. Nein, er bedeutete den Menschen viel mehr. Ein Ort der Begegnung.
Auf einmal machte Hans jäh Halt. Vor ihm stand ein älterer Mann, der ihn aufmerksam musterte. Seine Augen wurden groß, dann begann er zu lächeln.
„Bist du nicht…?“, fragte er vorsichtig. „Hans?“
Hans nickte. „Ja, und du bist doch… der Martin? Bist du wieder im Lande?“
 Beide lachten. Sie hatten sich seit vierzig oder gar fünfzig Jahren nicht mehr gesehen. Ein Händedruck, fest und warm, und schon war alles wieder da: die gemeinsame Jugendzeit, die Streiche, das Vertrauen und das Gefühl von früher.
Was für eine Freude!
„Das ist das Schönste am Markttag“, sagte Hans später zu seiner Frau. „Man kommt zufrieden nach Hause mit vollen Körben und manchmal bringt man auch ein Stück Vergangenheit mit.“

© Elke Bräunling

 

Illustration Marktatmosphäre, 2 Männer reichen sich die Hand

 

 

Kürzere Fassung in einfacher Sprache

Ein Markttag im Herbst

Es ist ein Samstagmorgen im September.
Auf dem Marktplatz ist schon früh viel los. Händler bauen ihre Stände auf. Man hört Stimmen, Rufe, das Klappern von Körben und Kisten.
Ein Wind bringt den Duft von Äpfeln, Birnen, Trauben und Zwetschgen. Dazu mischt sich der Geruch von frischem Brot, Kaffee und Bratwürsten.
Hans geht langsam über das Pflaster. Er hört Kinder lachen. An einem Stand basteln sie Kastanienmännchen und Kürbisgesichter. Auch ein Hahn kräht laut beim Eierstand.
„Probieren Sie mal!“, ruft eine Marktfrau und reicht Hans ein Stück Birne. Süß und saftig schmeckt sie.
An einer großen Pfanne rösten Kastanien. Der Duft erinnert Hans an seine Kindheit. Er hat Maronen so sehr geliebt.
Überall sieht er Schönes: glänzende Trauben, bunte Blumen, goldene Honiggläser. Die Leute lachen, reden und fragen einander nach dem Wohlbefinden.
Plötzlich bleibt Hans stehen. Vor ihm steht ein Mann. Er schaut ihn genau an und fragt:
„Bist du nicht… Hans?“
„Ja“, sagt Hans und lacht. „Und du bist Martin! So viele Jahre…“
Sie geben sich die Hand. Fest und warm. Erinnerungen kommen zurück: die Jugendzeit, die Streiche, das Vertrauen.
Hans erzählt später seiner Frau:
„Das ist das Schönste am Markt: Man geht mit vollen Körben nach Hause und manchmal bringt man auch ein Stück Vergangenheit mit.“

© Elke Bräunling

 

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Fragerunde zu „Ein Markttag im Herbst“

A) Einstieg
1 Welche Jahreszeit ist es in der Geschichte?
2 An welchem Wochentag spielt sie?
3 Wer ist die Hauptfigur?

B) Verständnisfragen (offen)
1 Welche Geräusche hört man auf dem Markt?
2 Welche Düfte trägt der Wind herüber?
3 Was basteln die Kinder?
4 Wo kräht ein Hahn?
5 Was bietet die Marktfrau Hans an?
6 Woran erinnern Hans die gerösteten Kastanien?
7 Nenne drei Dinge, die Hans sieht.
8 Warum ist der Markt „mehr als Einkaufen“?
9 Wen trifft Hans überraschend?
10 Wie fühlen sich die beiden beim Wiedersehen?

C) Richtig oder Falsch?
1 Es ist ein Morgen im September.
2 Hans stolpert über eine Kiste und verletzt sich.
3 Kinder basteln Kastanienmännchen und Kürbisgesichter.
4 Der Hahn sitzt beim Eiermann.
5 Hans bekommt ein Stück Apfel zum Probieren.
6 Der Rauch der Kastanien erinnert Hans an seine Kindheit.
7 Hans trifft seine Schwester Marianne.
8 Am Ende sagt Hans: Man bringt manchmal ein Stück Vergangenheit mit nach Hause.

D) Multiple Choice (eine Antwort ist richtig)
1 Was bietet die Marktfrau an?
a) Apfel b) Birne c) Traube
2 Welche Früchte werden im Text genannt?
a) Äpfel, Birnen, Trauben, Zwetschgen b) Bananen, Ananas
3 Wo sitzt der Hahn?
a) Beim Blumenstand b) Beim Eiermann c) Auf dem Kirchturm
4 Was knistert in der Pfanne?
a) Maronen/Kastanien b) Kartoffelpuffer c) Mandeln
5 Wen trifft Hans?
a) Martin b) Heinrich c) Paul

E) Gesprächs- & Erinnerungsfragen (Biografiearbeit)
1 Welche Marktdüfte mögen Sie besonders?
2 Was gehörte früher „immer“ in Ihren Einkaufskorb?
3 Haben Sie schon einmal Maronen auf dem Markt gegessen?
4 Kennen Sie das Gefühl, jemanden nach vielen Jahren wiederzusehen?
5 Welche Markt-Rufe erinnern Sie („Frische Eier!“, „Äpfel, Birnen!“)?
6 Wie fühlten sich Kopfsteinpflaster/Marktwege unter den Schuhen an?
7 Gibt es einen Lieblingsstand (Blumen, Käse, Brot, Honig)?
8 Welche Gespräche führt man „zwischen den Ständen“?

F) Mini-Sinnesreise (60–90 Sek.)
„Stellen Sie sich den Marktplatz vor: Stimmen, Klappern, Lachen… Riechen Sie frisches Brot, Kaffee, Bratwurst, Obst. Spüren Sie das Pflaster. Sonnenglanz auf Trauben, goldene Honiggläser. Sie probieren ein süßes Stück Birne. Jemand ruft Ihren Namen – ein altes Lächeln. Wie fühlt sich dieses Wiedersehen an?“