Jetzt ist Jetzt
Erzählung – Gefühle wollen ernst genommen werden
„Ich bin so aufgeregt“, murmelte die Frau, die sich mit zitternden Knien auf der Bank niedergelassen hatte. Mit fahrigen Bewegungen rieb sie sich die schmerzende Schläfe.
„Jetzt ist jetzt!“, erwiderte der Fremde neben ihr.
„Jetzt? Ist jetzt?“ Fragend sah die Frau den alten Mann an. „Was hat das damit zu tun, dass ich aufgeregt und nervös bin und seit Tagen an nichts anderes mehr denken kann als an das Treffen heute Nachmittag?“
„Jetzt ist jetzt!“, sagte der Mann wieder. „Das Treffen, vor dem dir bangt, ist es jetzt oder später oder ist es vielleicht schon gewesen in einer Zeit, die wir das Früher nennen?“
„Was redest du da?“ Die Frau begriff nicht. Ein leiser Ärger schwang in ihren Worten. Außerdem schmerzte ihr Kopf, so wie er es immer tat, wenn sich ihre Gedanken um Sorgen, Ärgernisse, Aufregungen oder Ängste kreisten. Sie winkte ab.
„Man kann heutzutage nicht erwarten, verstanden und gar ernst genommen zu werden. Es ist zu viel verlangt”, brummte sie. “Wen kümmern die Gefühle anderer?“
„Kümmerst du dich um deine Gefühle?“, fragte der Alte.
„Wie meinst du das schon wieder?“ Die Frau war sehr erregt nun. „Ach, lass mich in Ruhe, alter Mann! Es hat keinen Sinn.“
„Es hat immer einen Sinn, die Gefühle zu beachten. Die eigenen ebenso wie die anderer. Hegen sollte man sie und pflegen und ihnen mehr Wichtigkeit beimessen als allem anderen in diesem Leben. Das aber tust du nicht, wenn du deine Gedanken ins Zukünftige oder Vergangene schweifen lässt und dich grämst. Oder bekümmerst. Oder erregst.“
„Du meinst, ich beachte meine Gefühle nicht?“
„Du denkst nicht richtig an dich und das, was dich bekümmert.“
„Und wie denke ich richtig?“ Die Frau war nun aufmerksam geworden. Sollte es sein, dass da tatsächlich jemand war, der sich Gedanken um die Belange anderer machte? Der sie sogar zu teilen bereit war?
„Jetzt ist jetzt!“, sagte der alte Mann wieder. Er lächelte.
Und sie lächelte nun auch. Sie hatte verstanden.
© Elke Bräunling
Mit sich eins und im Jetzt sein, Bildquelle © blickpixel/pixabay
Die Fellnasen wie auf dem Foto, “kümmern” sich immer um ihre Lieben. ❤
Das sollte ich mir auch öfter mal sagen! Danke! <3
Bitte! <3
Ich übe es auch gerade.
<3
Liebe Frau Bräunling,
DANKE für die Geschichte “Alles wird gut”. Habe sie mir aus dem Internet abgeschrieben.
Ich bin ehrenamtlich im Pflegeheim “Kleeblatt” in Steinheim a.d.Murr jeden Dienstagmittag zum kegeln und Gedichte und Geschichten vorlesen. Es tut mir gut und die Bewohner der Pflegestation freuen sich jedesmal.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und schicke
freundliche Grüße
Hanne Fischer
Herzlichen Dank für die lieben Worte. Sie freuen mich sehr.
Haben Sie viel Freude mit der Geschichte und eine schöne Winterzeit Ihnen
Herzliche Grüße, Elke