Opas „Landung“

Kindergeschichte für Senioren zum Vorlesen – Als Opa ein Baby war

Pia und Pit freuen sich wie die Schneekönige. Die Großeltern sind zu Besuch gekommen, und das ist etwas ganz Besonderes. Sie leben nämlich in den USA in einer kleinen Stadt bei Boston. Deshalb sehen Pia und Pit die beiden nur wenige Male im Jahr.
„Wie gut, dass es Flugzeuge gibt“, sagt Pia beim Abendessen und kuschelt sich an Opas Seite. „Es ist so schön, wenn ihr da seid. Ich hab euch doch so lieb!“
Opa freut sich. „Wir euch auch“, sagt er. „Ein Hoch auf die Flugzeuge. Wie gut, dass es sie gibt.“
„Hoch!“, ruft Pit.
„Übrigens“, fragt Oma. „Wusstet ihr, dass der erste Nonstop Flug über den Atlantik von New York nach Paris genau so alt ist wie euer Großvater?“
„Genau“, ergänzt Opa. „Am 21. Mai 1927 landete Charles Lindbergh in Paris und am gleichen Tag „landete“ ich als kleines, schreiendes rotes Bündel in den Armen meiner Eltern.
„Hoho!“ Pia kichert. Als kleines, schreiendes rotes Bündel kann sie sich den Großvater mit der großen, breiten Statur überhaupt nicht vorstellen. Und noch weniger vorstellen kann sie sich das mit den Flügen nach Amerika. Es ist doch so einfach, in ein Flugzeug zu steigen und überall hin in die Welt zu reisen.
„Und wie sind die Leute damals nach Amerika gereist?“, fragt sie.
„Mit dem Auto oder Zug zum nächsten großen Hafen und dann ging es mit dem Schiff weiter. Das aber kostete viel Zeit.“
„Aber Autos hat es damals schon gegeben“, weiß Pit.
Die Großeltern nicken. „Aber längst nicht so viele wie heute. Nur wenige Leute konnten sich ein Auto leisten.“
„Wie himmlisch!“, ruft Papa dazwischen. „Ein Leben ohne Staus auf den Straßen, ohne Verkehrslärm und ohne Parkplatznot.“
„Staus gab es damals auch. Vor allem in den Dörfern“, schmunzelte Opa. „Es waren die Dorfbewohner, die sich am Straßenrand drängelten und staunten, wenn ein- oder zweimal am Tag ein Auto durchs Dorf fuhr.“
„Ein oder zweimal am Tag? Ein einziges Auto?“ Pia und Pit können das fast nicht glauben. Und vorstellen können sie es sich noch weniger.
„Das stimmt“, bestätigte Oma. „Bei uns gab es nur ein Auto im Dorf. Das war das Auto des Doktors, und der war mein Großvater.
„Boah!“ Mehr fiel Pit nicht ein.
„Ein Glück, dass das Auto deinem Opa gehörte. Dann konntest du mitfahren, oder?“, sagte Pia schließlich voller Ehrfurcht.“
Da lachte Oma. „1927 war ich noch gar nicht geboren, und dein Opa war ein Baby.“
„Und was hat Opa nun mit diesem Charles Lind…dings …bergh gemeinsam?“, fragt Pit.
„Was meinst du?“ Die Erwachsenen sehen sich verständnislos an.
„Ist doch ganz einfach“, sagt Pia. „Sie sind beide an diesem 21. Mai 1927 hier „gelandet“. Und das ist gut so, denn so können Opa und Oma ganz oft von Amerika kommen und uns besuchen. Der Herr Lindbergh hat es ja damals ausprobiert, das Fliegen übers Meer.“

© Elke Bräunling


 

 

 

 

 

 

 

Opas Kinderwagen, Bildquelle © stux/pixabay

Geschichte für Senioren zum Vorlesen, bei Veranstaltungen u. geselligem Beisammensein, im Seniorenheim und/oder Zuhause

Meine Texte und die virtuelle Kaffeekasse

Kontaktieren Sie mich bitte, wenn Sie einen oder mehrere meiner Texte online oder printmäßig verwerten oder anderweitig publizieren möchten.

Und wenn Sie mir einen Becher Kaffee schenken möchten, einfach so, weil Ihnen die Geschichte gut gefallen hat, so freue ich mich sehr darüber. Herzlichen Dank! 💛