Happy End für Hugos Kneipe

Geschichte für Senioren zum Vorlesen – Einander helfen, hilft allen

„Die Narren sterben nicht aus. Und das ist gut so“, sagte Fritz Baumann, und nach einer Pause fügte er hinzu: „Früher war ich auch mal einer. Zur Fastnacht.“ Er überlegte wieder und lachte. „Falsch. Ein Narr bin ich noch immer, irgendwie. Nicht nur zu Narrenzeiten.“
„Das haben wir wohl etwas gemeinsam, Fritz. Aber es gefällt mir an dir: Du bist ein fröhlicher Mensch. Wir sollten das Leben genießen und öfter lachen, auch wenn man uns für Narren hält, nicht wahr?“ Hubert Vollmer klopfte seinem alten Freund wohlwollend auf die Schulter.
Der blickte zur Theke des ‚schwarzen Bären‘, der Dorfwirtschaft, in der sie sich zum täglichen Mittagstisch trafen, hinüber. „Ob sie hier je auch wieder Fastnacht feiern nach der Pause in den letzten Jahren? Es würde mir gefallen.“
„Fragen wir einfach!“, dröhnte Hubert und winkte Hugo, dem Wirt, mit dem Bierglas zu. „Noch eine Runde, Hugo! Geht auf mich.“
Als der Wirt zwei frisch gezapfte Bier an den Tisch brachte, fragte Fritz ihn nach den Plänen für Fastnacht. „Sag mal, gibt es in diesem Jahr wieder eine Feier hier bei dir?“
Hugo zögerte. „Eigentlich nicht“, antwortete er schließlich. „Seit Anjas Tod fehlt mir die Lust dazu. Und die Zeit. Ich … ich schaffe das alleine nicht. Versteht ihr?“
Hubert und Fritz nickten. Sie kannten das, denn auch sie hatten viel zu früh ihre Frauen verloren.
„Das ist verständlich“, sagte Fritz. „Aber irgendwie muss es weitergehen, nicht wahr? Wie wäre es, wenn wir dich unterstützen?“
„Ihr? Wie wollt ihr das anstellen?“ Hugo schluckte und musterte die beiden alten Stammkunden, die längst so etwas wie Freunde geworden waren. „Wollt ihr den ‚Bären’ zu neuem Leben erwecken?“
Hubert nickte und sah Fritz an. Der grinste und ergriff erneut das Wort.
„Also, Hubert und ich sind uns einig! Wir sollten es tun! Der ‚Bär‘ soll leben! Lass uns überlegen, wie wir ein wenig frischen Wind in die Bude bekommen!“
Hugo überlegte. Dann machte der zögernde Ausdruck in seinem Gesicht einem Lächeln Platz. Er beugte sich zu den Freunden herab.
„Habt ihr nachher noch ein wenig Zeit? Wir könnten einen Plan machen. In einer Stunde ist der Mittagsbetrieb vorbei und wir hätten Ruhe.“
Ruhe brauchten sie später dann auch, Hugo, der liebend gerne Rentner wäre, und die beiden alten Herren, die noch lange nicht Rentner sein mochten. Und gemeinsam heckten sie einen Plan aus, der ihrer aller Leben noch einmal in eine neue Bahn lenken würde.
Es gab dann auch ein Fastnachtsfest in diesem Jahr. Ein kleines. Viele Gäste folgten der Einladung in den ‚Bären’ und es ging hoch her. Den Höhepunkt des Abends gestaltete dann aber Elfie Körner, die früher am Theater gearbeitet hatte. Sie brachte einen Akkordeonspieler mit und die beiden gaben ein Konzert. Es wurde gesungen und geschunkelt, getanzt und gelacht. Und als Elfie „Man müsste nochmal zwanzig sein und so verliebt wie damals“ sang, stimmten alle mit ein und Fritz rief vergnügt:
„Ja, das wäre prima, Elfie, was meinst du, wären wir beide nicht ein schönes Paar?“
Wer weiß, vielleicht würde auch dies noch ein Happy End werden?

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschichte für Senioren zum Vorlesen, bei Veranstaltungen u. geselligem Beisammensein, im Seniorenheim und/oder Zuhause

Meine Texte und die virtuelle Kaffeekasse

Kontaktieren Sie mich bitte, wenn Sie einen oder mehrere meiner Texte online oder printmäßig verwerten oder anderweitig publizieren möchten.

Und wenn Sie mir einen Becher Kaffee schenken möchten, einfach so, weil Ihnen die Geschichte gut gefallen hat, so freue ich mich sehr darüber. Herzlichen Dank! 💛