Zusammenhalten und der erste Schritt dazu

Friedensgeschichte für Groß und Klein – Jeder kann etwas für den Frieden tun und das fängt mit Freundlichkeit an

„Überall diese Streitereien und Kriege! Ich kann es nicht mehr hören.“
Tante Hermine schlug mit der Faust auf den Tisch. Laut. Hart. „Und ich …“
„Hör auf, immer von diesem negativen Kram zu sprechen!“, unterbrach Mama sie. „Damit ändern wir nichts.“
Wieder schlug die Tante auf den Tisch und wir duckten uns, so laut schepperte es. „Unterbrich mich nicht immer! Was ich sagen wollte … Ja, was wollte ich nun sagen? Ihr macht mich ganz kirre!“
Sie sah uns mit rollenden Augen an. „Ach ja. Ich wollte sagen: Die beste Waffe auf der Welt ist die Liebe.“
„Hört, hört!“, sagte Papa. „Hermine wird philosophisch.“
„Stimmt und sie hat recht: die beste Waffe ist die Liebe. Wobei mir das Wort ‘Waffe’ nicht gefällt. Es passt nicht“, stimmte Mama zu, „und es gibt genügend Menschen, die mit Liebe nichts anfangen können, und die haben andere Waffen.“
„Über die möchte ich nicht sprechen“, trat Tante Hermine dagegen. „Wir können nur an das Leid denken, die sie verursachen, und beten, dass sich die Menschen schützen können.“
Sie war rot geworden im Gesicht, die Tante, und ich wusste, dass sie das, was gerade auf der Welt und auch in unserem Land mit den Gesprächen über Krisen, Kämpfe und Waffen und all dem Kram passierte, sehr mitnahm.
Ich wollte sie trösten, doch Mama, die gerne mit Tante Hermine stritt und auch so etwas wie Krieg mit ihr führte, kam mir zuvor.
„Seit wann betest du, Hermine?“, fragte sie spöttisch.
„Immer schon, und es würde dir auch nicht schaden“, antwortete die Tante und ich sah Tränen in ihren Augen schimmern. Ich wollte nicht, dass sie weinte.
„Wir müssen alle zusammenhalten“, sagte ich schnell. „Ich habe darüber schon mit Jonas in der Schule gesprochen. Wir wissen noch nicht wie, aber wir wollen etwas tun.“
Mama sah mich an. Ob sie mich nun auch so abbügeln würde, wie sie es gerade bei Tante Hermine versucht hatte? Sie sah aus, als wollte sie streiten. Aber ehrlich, Streit ist doch auch so etwas wie Krieg, nur im Kleinen, oder? Und Waffen gibt es beim Streiten auch. Das sind die Worte, die man einander an den Kopf wirft. Ich glaube, genau da fängt alles an.
Ich duckte mich, doch Mama schien wohl ähnliche Gedanken zu haben.
„Das ist ein guter Anfang, Feli. Den ersten Schritt habt ihr damit schon getan“, sagte sie versöhnlich. Das fühlte sich gut an und ich lächelte ihr zu.
Tante Hermine horchte ebenfalls auf, die Tränen hatte sie wohl hinuntergeschluckt.
„Kann man sich euch anschließen?“, fragte sie und dafür hätte ich sie knuddeln können. Sie war immer bereit, sich einzubringen, ich weiß gar nicht, warum Mama oft so quer mir ihr war.
„Jeder kann helfen“, sagte ich mit tiefster Überzeugung und musste plötzlich an Ameisen denken. Die waren so klein, aber gemeinsam schafften sie so viel, selbst die größten Zweige schleppten sie in ihren Bau. Ich sah viele Millionen und mehr kleiner Ameisen, die sich gemeinsam und friedlich vor die wenigen mächtigen Feinde stellten. Gar nichts konnten jene ausrichten gegen all die Ameisenfreunde, denn die waren zu viele. Konnte es vielleicht mit den Menschen auch so gehen?
„Lasst uns wie die Ameisen sein!“, schlug ich also vor. „Da muss man nur zusammenhalten und freundlich sein und friedlich und gut zueinander. Ich glaube, das könnte funktionieren, wenn alle mitmachen.“
Erstaunt sahen mich Mama und Tante Hermine an. Dann hoben sie beide die Hände zum Abklatschen.
„Lasst uns Ameisen sein! Du hast recht. Give me five!“, sagte Mama und wir schlugen ein.
Ich war einmal mehr stolz auf uns. Irgendwie schafften wir es immer, auf einen Nenner zu kommen und jetzt mussten wir einfach nur viele ‘Ameisen’ dazu gewinnen, oder?

© Elke Bräunling


Daumen hoch!, Bildquelle © cetinkgan/pixabay

 

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