Das Weihnachtslied des Kaspar mit der Violine

Das Weihnachtslied des Kaspar mit der Violine

Adventsgeschichte für Senioren

Titel + Illustration Gasse im Dämmerlicht, in einem Fenster die Silhouette eines GeigersStimmungsvolle Geigenmusik zur Adventszeit.

„Manchmal bleibt von einem Menschen nur ein Lied, doch es bleibt für immer.“

Kaspars Geigenspiel gehört im kleinen Städtchen zu den ersten Zeichen der Adventszeit. Doch eines Jahres bleibt sein Fenster dunkel und die Menschen spüren plötzlich, wie sehr ihnen seine Musik gefehlt hat. Eine leise, berührende Geschichte über Trost, Erinnerung und ein Wunder im Advent.
Mit Kurzfassung in einfacher Sprache und Fragerunde.

 

 

Das Weihnachtslied des Kaspar mit der Violine

Einmal im Jahr, immer am Abend vor dem ersten Advent, holte Kaspar seine Violine vom Kleiderschrank, packte sie aus und überprüfte, ob sie noch in Ordnung war. Wenn die Noten bereitstanden, alle Saiten gestimmt und der Bogen durch das Kolophonium gezogen waren, setzte er sie ans Kinn und spielte, vorsichtig noch, das erste Weihnachtslied des Jahres.
Es ist ein Ros’ entsprungen aus einer Wurzel zart…“
Er liebte dieses Lied über alles. Es brachte all die verborgenen sentimentalen Saiten in ihm zum Klingen und stimmte ihn auf die festliche Zeit ein.
In den folgenden Wochen konnte man an den Abenden immer sein Spiel hören. In seinem Fenster leuchtete eine Kerze und vor dem Haus trafen sich die Menschen und lauschten andächtig den Weihnachtsliedern, die Kaspar mit seiner Geige der kleinen Stadt schenkte.
„Unser Weihnachts-Kaspar spielt wieder“, raunten sie sich zu und ihre Herzen schlugen ein wenig schneller. Das Lied war aber auch so schön und der Klang der Geige so zauberzart.
Keiner sagte es laut, doch Kaspar gehörte zum Advent wie der Christbaum an der Kirche und der große Adventskranz am Marktplatzbrunnen. Umso größer war daher der Schreck, als Kaspars Fenster in diesem Jahr verschlossen blieb. Die Kerze leuchtete nicht und es war auch keine Musik zu hören.
Die Menschen sorgten sich und fragten, ob er vielleicht krank war. Als am nächsten Tag das Fenster noch immer dunkel blieb, berieten sie, was zu tun sei. Dabei fiel ihnen auf, dass sie ihn eigentlich schon viele Monate nicht mehr gesehen hatten. Nicht im Städtchen, nicht beim Einkaufen oder auch nicht vor dem Haus, nicht einmal am Fenster. Sie kannten ihn alle nur vom Geigenspiel an den Adventsabenden. Seltsam war das.
„Wir sollten singen!“, schlug eine junge Frau vor und sie stimmte mit heller Stimme ‚Es ist ein Ros’ entsprungen‘ an.
Ihr Lied klang wunderschön und die Menschen, die in den Gesang mit einstimmten, kamen zur Ruhe. Und dann geschah das Wunder, von dem man sich noch heute in der kleinen Stadt erzählt: Am nächsten Tag nämlich leuchtete wieder wie von Zauberhand entfacht eine Kerze in Kaspers Fenster den Menschen entgegen und die eilten mit klopfenden Herzen herbei und sangen all die Lieder, die sie von Kaspars Geigenspiel her kannten und liebten. Es war, als wollten sie den alten Kaspar herbei singen. Der aber ward nie mehr gesehen. Nur die Lieder und die Erinnerungen an seine Musik im Advent sind geblieben bis zum heutigen Tag.

© Elke Bräunling

Illustration Gasse im Dämmerlicht, in einem Fenster die Silhouette eines Geigers

 

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Kurzfassung

Das Weihnachtslied des Kaspar mit der Violine

Kurze Fassung in einfacher Sprache

Einmal im Jahr, am Abend vor dem ersten Advent, holte Kaspar seine alte Violine vom Schrank.
Er prüfte die Saiten, strich den Bogen ein und spielte vorsichtig das erste Weihnachtslied des Jahres:
„Es ist ein Ros’ entsprungen …“
Dieses Lied liebte er über alles. Es berührte sein Herz wie kein anderes.
In den Wochen danach konnten die Menschen im Städtchen jeden Abend sein Geigenspiel hören.
In seinem Fenster brannte eine Kerze, und die Leute blieben draußen stehen.
Sie lauschten still und fühlten sich von der Musik getröstet.
„Unser Weihnachts-Kaspar spielt wieder“, flüsterten sie.
Für sie gehörte Kaspars Geigenspiel zum Advent wie der Christbaum an der Kirche.
Doch in diesem Jahr blieb sein Fenster dunkel.
Keine Kerze, keine Musik.
Die Menschen sorgten sich.
Sie bemerkten plötzlich, dass sie Kaspar schon sehr lange nicht mehr gesehen hatten.
Sie kannten ihn eigentlich nur von seiner Musik.
Da schlug eine junge Frau vor: „Wir singen für ihn!“
Und sie begann das gleiche Lied zu singen, das Kaspar immer zuerst spielte.
Am nächsten Tag geschah etwas Überraschendes:
Kaspars Kerze brannte wieder im Fenster. Ganz wie früher.
Die Menschen eilten herbei, sangen alle Lieder, die sie mit ihm verbanden, und ihre Herzen wurden warm.
Kaspar selbst sah man nie wieder.
Aber seine Musik, seine Kerze und die Erinnerungen an seine Adventslieder bleiben bis heute im Städtchen lebendig.

© Elke Bräunling

 

Fragerunde zur Geschichte

1 Warum war Kaspars Geigenspiel für die Menschen so wichtig?
2 Welche Stimmung verbreitete das Lied „Es ist ein Ros’ entsprungen“?
3 Wie zeigt sich, dass Kaspar Teil der Adventstradition des Ortes war?
4 Warum erschraken die Menschen, als sein Fenster dunkel blieb?
5 Was machte die junge Frau, um Trost zu bringen?
6 Warum ist das Wiederauftauchen der Kerze ein kleines Wunder?
7 Welche Rolle spielen Musik und Rituale in Zeiten der Unsicherheit?
8 Haben Sie selbst eine Erinnerung an ein Lied, das Sie immer wieder berührt?
9 Warum können Menschen, die man kaum kennt, trotzdem tief fehlen?
10 Was bleibt von Kaspar, obwohl er selbst nicht mehr da ist?

 

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