Warten auf den Engel

Warten auf den Engel

Adventsgeschichte

Titel + Illustration Nacht. Kind am FEnster schaut zum Himmel emporSie sind da, die Engel, nicht nur zur Weihnachtszeit

„Manche Engel haben Flügel … andere einfach nur eine warme Stimme in der Nacht.“

Diese zarte Adventsgeschichte erzählt von einem Kind, das in einer klaren Winternacht voller Sehnsucht nach einem Engel Ausschau hält. Die Sterne funkeln, die Welt ist still, und doch geschieht etwas, das Trost schenkt, ganz ohne Flügel.
„Warten auf den Engel“ ist eine leise, hoffnungsvolle Erzählung über Erinnerungen, Verlust und die Menschen, die uns in schweren Momenten Licht schenken. Eine ideale Geschichte für Senioren, für stille Runden im Advent und für alle, die an kleine Wunder glauben.
Mit Kurzfassung in einfacher Sprache und Fragerunde.

 

 

Warten auf den Engel

Die Nacht in dieser letzten Adventswoche vor dem Fest ist frostig und klar.
Das Kind sitzt am Fenster und schaut zu den Sternen hinauf. Wie hell sie funkeln! Ob dort die Engel wohnen? Oder gibt es sie nicht, so wie es die Leute immer sagen? Nein, das mag das Kind nicht glauben.
„Ihr seid da, ihr Engel, ja?“, flüstert es und winkt den Sternen zu. „Für jeden seid ihr da. Auch für mich.“
Es ist still draußen. Die Stadt hat sich zum Schlafen gelegt.
Das Kind sitzt da und lauscht.
Da, plötzlich, blinkt ein Stern ihm zu. Das Sternenlicht kommt näher, wird größer, heller.
Aufgeregt starrt das Kind das Licht an.
„Du solltest längst schlafen“, raunt ihm da eine Stimme zu. „Schlafen und träumen.“
Schlafen? Jetzt? Nun ist das Kind hellwach.
„Bist du ein Engel?“, ruft es in die Nacht hinaus. „Wo bist du?“
„Hast du schon je einen Engel gesehen?“, fragt die Stimme zurück.
Das Kind schüttelt den Kopf. „Nein. Und deshalb sitze ich hier und warte. Bald ist Weihnachten. Bestimmt sind viele Engel unterwegs.“
Es beugt sich ein Stück weiter aus dem Fenster. „Ich kann dich nicht sehen. Wo hast du dich versteckt?“
„Das darf ich dir nicht verraten. Aber sag: Weißt du nicht, dass du schon Engel gesehen hast?“, fragt das fremde unsichtbare Wesen. „Es leben so viele von uns auf dieser Erde. Zumeist bleiben sie unerkannt.“
„Haben diese Erdenengel auch Flügel?“ Die Stimme des Kindes ist heiser vor Aufregung. „Oh, ich möchte so gerne einem Engel mit Flügeln begegnen.“
„Die triffst du nur im Traum. Wusstest du das nicht?“
„Meine Mama ist auch ein Engel. Sagt Papa. Ich kann sie auch nur im Traum treffen.“ Das Kind stockt, dann fährt es leise fort. „Aber sie kommt nicht mehr in meine Träume. Schon lange nicht mehr. … – … Sie fehlt mir so sehr.“
„Das ist mir bekannt.“ Die fremde Stimme klingt weich nun. „Und deshalb wartest du nun am Fenster?“
Das Kind nickt. „Vielleicht sieht sie mich.“ Es stutzt, überlegt, spürt, wie sein Herz schneller zu schlagen beginnt. „Nein, sie hat mich gesehen. Gerade eben. Und ich glaube, sie fände es besser, wenn ich nun endlich ins Bett ginge.“ Es lacht auf. Dann ruft es „Gute Nacht, du unsichtbarer Engel!“ und „Frohe Weihnachten!“ in die Nacht hinaus.
„Frohe Weihnachten! Und schlaf gut!“
Der ‚Engel’ am Fenster des Hauses ein Stockwerk höher lächelt, dann zieht ‚er’ vorsichtig den Klappladen zu.

© Elke Bräunling

Illustration Nacht. Kind am FEnster schaut zum Himmel empor

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Kurzfassung

Warten auf den Engel

Kurze Fassung in einfacher Sprache

Es ist eine klare, frostige Nacht kurz vor Weihnachten.
Ein Kind sitzt am Fenster und schaut zu den Sternen hinauf.
Es hofft so sehr, einen Engel zu sehen.
Die Menschen sagen zwar, Engel gäbe es nicht, aber das Kind glaubt das nicht.
Leise flüstert es in die Nacht:
„Ihr seid da, ihr Engel. Auch für mich, oder?“
Die Sterne funkeln, und plötzlich blitzt einer heller auf.
Das Kind ist ganz aufgeregt.
Da hört es eine Stimme:
„Du solltest längst schlafen … und träumen.“
Das Kind ruft:
„Bist du ein Engel? Zeig dich!“
Die Stimme antwortet:
„Hast du noch nie einen Engel gesehen? Es gibt viele auf der Erde, aber die meisten erkennt man nicht.“
Das Kind erzählt von seiner Mama, die Papa immer einen Engel nennt.
Aber sie ist gestorben.
„Ich vermisse sie so“, sagt das Kind leise.
Die unsichtbare Stimme wird ganz weich:
„Ich weiß.“
Das Kind schaut wieder zu den Sternen.
Dann sagt es plötzlich:
„Mama! Sie hat mich gerade gesehen. Ich spüre es. Und sie möchte, dass ich jetzt ins Bett gehe.“
Es lacht. „Gute Nacht, du unsichtbarer Engel! Frohe Weihnachten!“
„Frohe Weihnachten!“, antwortet die Stimme.
Der „Engel“ am Fenster über dem Kind – ein Mensch, der zugehört und dem Kind Zuversicht geschenkt hat – lächelt und schließt leise seinen Fensterladen.

© Elke Bräunling

 

Fragerunde zur Geschichte

1 Warum sitzt das Kind am Fenster und wartet auf einen Engel?
2 Was glaubt das Kind über Engel und warum möchte es unbedingt einen sehen?
3 Welche Bedeutung hat die Sternenszene für das Kind?
4 Warum ist die Stimme in der Nacht für das Kind so tröstlich?
5 Was erzählt das Kind über seine Mama?
6 Was könnte der „Erdenengel“ sein, von dem die Stimme spricht?
7 Warum versteht das Kind am Ende plötzlich, dass es nun schlafen gehen kann?
8 Weshalb lächelt der Mensch am Fenster darüber so warm?
9 Haben Sie selbst schon einmal erlebt, dass ein kurzer Moment Trost schenken kann?
10 Was bedeutet es, ein Engel „für andere“ zu sein. Ein Engel ohne Flügel?

 

 

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