Das kleine Adventswunder
Vorlesegeschichte mit einfacher Struktur für an Demenz erkrankte Menschen – Der alte Weihnachtsschmuck und die Vorfreude
Es war ein kalter Novembermorgen. Der Nebel hing zäh über den Häusern und versperrte dem Licht den Weg.
„Was für ein trauriger Tag!“, sagte Marie beim Frühstück. „Es macht wenig Freude, das Haus zu verlassen. Dieser ewige Nebel stimmt mich traurig.“
„Lass uns das Licht ins Haus zaubern!“, schlug Hannes vor. „Ein buntes Licht.“
Ein buntes Licht? Marie überlegte. Was meinte er damit?
Dann überzog ein Strahlen ihr Gesicht.
„Ja“, antwortete sie. „Lass uns unser Haus schmücken! Bald ist Advent.“
Der Duft von Kaffee lag noch in der Luft, als Hannes später die Weihnachtskisten aus dem Keller holte. Diese Kisten waren schon sehr alt und gefüllt mit vielen weihnachtlichen Schätzen. Es waren Schätze voller Erinnerungen.
„Am meisten freue ich mich darauf, die erste Kiste zu öffnen“, sagte Marie. „Damit beginnt jedes Jahr das kleine Adventswunder.“
Hannes nickte. „Das hast du schön gesagt, meine Liebe!“
Sie beugten sich über die Kiste und freuten sich an all den bunten, glänzenden Weihnachtsschätzen, die sie nach und nach auspackten.
Dann schmückte Hannes die Fenster mit den alten Lichterketten und bald erstrahlten die ersten Lichter. Sie vertrieben die Dämmerung des Nebeltages. Gemütlich fühlte es sich nun in Wohnzimmer und Küche an.
„Weißt du noch, wie aufgeregt die Kinder waren, wenn die ersten Kerzen brannten?“, fragte Marie.
„Oh ja! Sie konnten es kaum erwarten, bis es endlich Weihnachten wurde“, meinte Hannes. „Jeden Morgen haben sie mir die gleichen Fragen gestellt: Hat es geschneit? Wann kommt das Christkind endlich? Und noch so viel mehr.“ Er lächelte. „Es war eine magische Zeit für sie. Nein, für uns alle.“
„Sie soll auch jetzt magisch sein“, beschloss Marie mit fester Stimme. Sie war nun nicht mehr traurig.
Dann arbeiteten sie weiter und packten all die kleinen alten Weihnachtsfiguren aus:
Engelchen, glitzernde Sterne, Kerzenhalter, bunte Kugeln und die alte Kerzenpyramide, ein Erbstück von Hannes’ Großeltern.
Behutsam stellten sie diese aufs Fensterbrett. Dort sollte sie auch dieses Jahr ihr Licht hinaus in die Welt senden.
„Ich freue mich immer, wenn die erste Kerze brennt,“ sagte Marie. „Dann wissen wir, dass die Weihnachtszeit beginnt.“
Hannes nickte. Er stellte den alten Nussknacker auf das Regal und sah sich zufrieden um. „Es wird noch gemütlicher im Haus,“ freute er sich. „Die Adventszeit war schon immer meine Lieblingszeit.“
Marie trat neben ihn. „Es sind die kleinen Dinge, die die Vorfreude ausmachen – die alten Schätze, die Lichter, der Duft von Zimt und Plätzchen, die Erinnerungen an frühere Weihnachten.“
„Dann lass uns auch freuen!“, sagte Hannes. „Lass uns die kommenden Tage und Wochen genießen.“
© Elke Bräunling
Weihnachtspyramide, Bildquelle © Counselling/pixabay