Die alte Marga und die Furcht vorm Nikolaus
Die alte Marga und die Furcht vorm Nikolaus
Adventsgeschichte für Senioren
„Früher war Nikolaus ein strenger Mann. Heute sind es nur noch liebe Erinnerungen.“
Manchmal steckt in alten Erinnerungen noch ein kleiner Schreck, manchmal ein großes Lachen.
Diese Adventsgeschichte erzählt von Marga, die sich als Kind vor dem Nikolaus fürchtete und dann doch erkannte, dass hinter der Rute ein vertrautes Lachen steckte.
Mit kurzer Fassung in einfacher Sprache und Fragerunde.
Die alte Marga und die Furcht vorm Nikolaus
„Vorm Nikolaus“, murmelte die alte Marga, „habe ich mich immer gefürchtet. Er macht mir noch heute Angst.“
„Hoho!“ Die Damen, die mit ihr an diesem sonnig warmen Spätherbsttag auf der Parkbank saßen, lachten.
„Du bist doch sonst nicht so ein Hasenfuß!“, stellte Mathilde fest.
„Bin ich auch nicht, aber ich habe als Kind einmal etwas erlebt, das ich nicht vergessen kann.“ Marga war anzusehen, dass ihre Ängstlichkeit nicht gespielt war. Nervös knetete sie ihr Taschentuch, als müsse sie sich dran festhalten.
„Mit dem Nikolaus?“
„Hat er dir den Kinderhintern versohlt?“
„Erzähle!“
Drei Augenpaare starrten gebannt auf Marga. Die sah nun sehr bleich aus und das war man von ihr so gar nicht gewohnt.
„Nein, das nicht. Aber er hatte seinen schwarzen Gesellen dabei, den Ruprecht. Der trug einen Sack auf dem Rücken und daraus lugten zwei Kinderbeine. Er sagte, dass böse Kinder in den Sack kämen und er sie mitnähme.“
„Kinderbeine steckten in dem Sack? Bist du dir sicher?“
„So etwas macht man doch nicht!“
„Das würde mir auch Angst machen.“
Die Damen waren empört.
„Ich habe es auch nicht glauben wollen“, bekannte Marga. „Als Kind war ich sehr mutig und draufgängerisch und deshalb habe ich natürlich nach den Beinen im Sack greifen wollen. Hätte ich das nur mal nicht getan. Der Knecht Ruprecht nämlich …“
Erschrocken starrten die anderen Marga an. Die erzählte weiter:
„Er holte mit der Rute aus und hätte mich beinahe getroffen, doch ich habe mich noch rechtzeitig hinter einem Sessel versteckt. Da hat er mir dann angedroht, dass er nun das arme Kind im Sack wegbringen werde und dann noch einmal zurückkäme. Es sei denn, ich könnte ein Gedicht aufsagen!“
„Und dann?“
„Dann stand ich da und keines der vielen Gedichte, die ich auswendig gelernt hatte, fiel mir ein. Kein Wort brachte ich über die Lippen.
Der Nikolaus lächelte und nickte. Der Ruprecht aber, der fing an zu lachen. Laut. Höhnisch. Ohh! Und da wusste ich Bescheid.“
„Und, ist er nochmal zurück gekommen später? Wollte er dich holen?“, fragte Mathilde.
„Nö, der Ruprecht, das war nämlich mein Onkel Albert, den habe ich an seinem Lachen erkannt.“ Marga konnte sich nun nicht mehr halten und lachte laut los. Zu köstlich war es gewesen, die Damen an der Nase herum zu führen.
„Zur Strafe sagst du uns jetzt ein Gedicht auf!“, befahl Mathilde. „Sonst …“
© Elke Bräunling
Zwei weitere Nikolausgeschichten findest du hier:
🎅 Der Nikolaus im Park
🍪 Bäckerursel vom Weihnachtsmarkt
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Kurzfassung
Die alte Marga und die Furcht vorm Nikolaus
Kurze Fassung in einfacher Sprache
Marga sitzt mit ihren Freundinnen auf einer Parkbank.
Sie reden über die Adventszeit.
Da sagt Marga plötzlich:
„Vor dem Nikolaus hatte ich als Kind große Angst.“
Die anderen Damen staunen.
„Du? Angst? Warum denn?“
Marga erzählt:
Als sie ein kleines Mädchen war, kam der Nikolaus zu Besuch.
Mit dabei war Knecht Ruprecht – ein großer Mann mit schwarzem Mantel und einer Rute.
Auf seinem Rücken trug er einen Sack.
Und aus diesem Sack schauten zwei Kinderbeine heraus.
Ruprecht sagte:
„Böse Kinder kommen hier hinein. Die nehme ich mit!“
Marga war damals ein mutiges Kind.
Sie wollte nach den Kinderbeinen greifen.
Da aber hob Ruprecht die Rute.
Fast hätte er sie erwischt.
Marga versteckte sich schnell hinter einem Sessel.
„Sag ein Gedicht auf!“, rief Ruprecht. „Sonst komme ich nachher noch einmal zurück und versohle dir den Hintern.“
Aber Marga brachte kein einziges Wort heraus.
Sie war viel zu aufgeregt.
Da lachte Knecht Ruprecht laut.
Ein sehr bekanntes Lachen.
In diesem Moment erkannte Marga, wer wirklich unter der Verkleidung steckte:
Es war ihr Onkel Albert.
Die Damen auf der Parkbank lachen.
„Ach, Marga! Und wir dachten schon, es wäre etwas Schlimmes passiert!“
Marga lacht mit.
„Ja, er hat uns Kinder nur erschrecken wollen.“
Mathilde zwinkert ihr zu:
„Zur Strafe musst du uns jetzt ein Gedicht aufsagen!“
© Elke Bräunling
Fragerunde für Senioren
1 Haben Sie sich als Kind vor dem Nikolaus oder Knecht Ruprecht gefürchtet?
2 Gab es bei Ihnen früher „schwarze Gesellen“ oder andere Figuren mit Rute und Sack?
3 Welche Nikolausbräuche kennen Sie aus Ihrer Kindheit?
4 Hat jemand aus Ihrer Familie sich einmal als Nikolaus verkleidet?
5 Mussten Sie früher ein Gedicht aufsagen und haben Sie manchmal auch alles vergessen?
6 Gab es Situationen, in denen Sie später herausgefunden haben, dass etwas nur ein Scherz war?
7 Welche schönen oder lustigen Erinnerungen verbinden Sie mit der Nikolauszeit?
8 Wie unterscheiden sich die Bräuche von damals zu heute?

