Urlaubswetterspiele
Feriengeschichte für Groß und Klein – Ein Regenurlaub in Italien
“Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte …”, begann Papa. Er kam nicht weiter, denn wir brüllten im Chor:
“Kleidung! Es gibt nur schlechte Kleidung.”
Diesen Spruch hatten wir uns in den letzten beiden Ferienwochen jeden Tag anhören müssen und wir hassten ihn. Regenwetter passte nicht auf einem Zeltplatz in Venetien. Da halfen auch gute – oder schlechte – Sprüche nicht weiter. Die meiste Zeit verbrachten wir im Zelt oder in Eisdielen oder in einer Trattoria. Ehrlich, Eis, Pizza oder Spaghetti mochten wir bald genau so wenig leiden wie irgendeines dieser Karten- und Brettspiele, mit denen wir uns die Zeit vertrieben. Herumsitzen, essen, spielen, durch den Regen latschen, wieder sitzen, wieder essen, wieder spielen. Tagelang. Einmal waren es Pizza Funghi, Zitroneneis, Halma und Skat, dann Spaghetti Carbonara, Schokoladeneis, Mensch-ärgere-dich-nicht und Rommé, dann wieder Ravioli, Spaghetti-Eis, Monopoly und Mau-Mau. Ehrlich, vorher hatten wir von langen Spieleabenden mit unseren Eltern geträumt und von Pizza ohne Ende auch. Wenn man aber eine Sache immer und in aller Fülle haben konnte, wurde die schnell langweilig.
Unser Regenurlaub ging uns bald auf den Geist. Er war langweilig. Ätzend langweilig. Von Urlaub, italienischem Essen und Gesellschaftsspielen hatten wir die Nase voll. Und nun kam Papa mit diesem blöden Schlechtwetterspruch. Wollte er uns auf den Arm nehmen?
Wütend sahen wir ihn daher nun an.
“Falsch”, sagte der. “Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Pläne, wollte ich sagen. Man sollte immer einen Plan B haben.” Er grinste und fuhr fort: “Opa macht gerade mit Martha in einer Hütte im Zillertal oben in den Bergen Urlaub und lädt uns ein. Das Wetter ist prima mit Sonne satt. Was haltet ihr davon, wenn wir unsere Zelte einpacken und zu Opas Hütte fahren?”
Viel hielten wir davon. Und weil der Wetterbericht für die nächsten Tage keine Besserung verkündete, packten wir unseren Kram zusammen und fuhren ins Zillertal. Besser ein spießiges Bergtal mit Sonne als ein cooler Sandstrand mit Regen. Und Opa hatte nicht zuviel versprochen: Kaum hatten wir den Brenner überquert, lachte schon die Sonne in unsere blassen Gesichter. Unser Launepegel stieg, und mit dieser guten Laune tat es auch nicht weh, wie Esel bepackt vom Parkplatz die drei Stunden zu Opas Hütte bergauf zu kraxeln. Zur Belohnung schenkte uns die Abendsonne am Abend einen tollen Sonnenuntergang und Papa murmelte mit müder und doch auch feierlicher Stimme:
“Was sind wir doch für Glückspilze!”
Am nächsten Morgen regnete es. Wir hatten die Schlechtwetterfront aus Italien mitgebracht. Und dass es auf der Hütte keinen Strom und keinen Handyempfang gab, machte die Sache auch nicht besser. Wenigstens hatten wir zum Essen kein Eis und keine Pizza, sondern Kaiserschmarren, Käsespätzle, Kräuterklöße mit Pfifferlingen, Alpkäse, Butterkuchen und Honigkekse. Und zum Spielen fanden wir in der Kommode ein uraltes Brettspiel. Wir spielten und aßen und tranken und schliefen und gammelten und hatten viel Spaß mit Opa und seiner neuen Freundin Martha, die so gerne lachte.
Ach ja, das Spiel hieß übrigens: ‘Mensch-ärgere-dich-nicht’. Wie auch sonst?
© Elke Bräunling
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Regenwetter am Urlaubsstrand, Bildquelle © barskefranck/pixabay
Das ist eine wunderschöne Geschichte, die mich zum Schmunzeln gebracht hat. Tja, das liebe Wetter. Es sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Eines ist sicher, wir müssen uns mit ihm abfinden, egal wie es auch ist. Manchmal hilft auch der Plan B nicht viel, denn das Wetter lässt sich nicht austricksen, aber mit guter Laune und frohen Mutes scheint wenigstens in unseren Herzen die Sonne.
Ich wünsche allen, die jetzt in die Sommerferien gehen und auch allen Daheimgebliebenen, wunderschönes Wetter, gute Laune und Sonne im Herzen.
LG
Astrid
Danke, liebe Astrid, für deinen lieben Kommentar und das Feedback. Ich freue mich, dass die Geschichte den erhofften Zweck erfüllt, nämlich ein Lächeln auf Gesichter zaubern. Das macht meinen Tag doch gleich viel heller.
Ich wünsche dir auch eine wundervolle Ferienzeit. 🙂
Liebe Grüße
Ele
Liebe Elke,
die Reise nach Italien ist so wunderschön beschrieben, danke.
Auch ich hatte mit Ford Fiesta eine Reise mit
4 Kindern, Zeltausrüstung, Tisch, Stühle, Boot usw. einen wunderschönen Urlaub am Forgensee.
Die Kinder hinten saßen auf den Kleidern und hatten jeder eine Schüssel mit Geschirr auf ihren Beinen, jeder stand auf seiner Isomatte. Im Fußraum vorne das Boot. Keiner durfte auf der Fahrt aussteigen.
Es war der erlebnisreichste Urlaub. Unser Campingnachbar, konnte es nicht recht glauben, daß unsere Sachen alle in das kleine Auto passen. Alle erinnern sich immer wieder an diese schönen Tagen am See.
Lieber Gruß
Angelika
Ich muss gerade sehr schmunzeln und hänge meinen Erinnerungen nach. Danke für diese schöne Urlaubsgeschichte, liebe Angelika.
Es geht viel, wenn man es will. Dafür nimmt man gerne Unbequemlichkeiten auf sich. Das mit der Geschirrschüssel während der langen Fahrt, ja, das grenzt schon fast an Folter 😉, aber ich kann es sehr gut nachvollziehen.
Wie verwöhnt wir dagegen heute doch alle sind!
Manchmal denke ich, man sollte die ewig unzufriedenen Menschen von heute mit solchen Erinnerungen überfluten. Zum Nachdenken.
Liebe Grüße, Elke