Gewitterstimmung
Sommergeschichte für Senioren zum Vorlesen – Unheilvolle Gefühle beim Aufzug eines Gewitters
Die Nacht war schwül und voller Geräusche. Niemand in der kleinen Stadt am Rande des großen Waldes konnte gut schlafen. Alle, Menschen wie Tiere, waren unruhig. Gewitterstimmung. Etwas Unheilvolles lag in der Luft.
In der Ferne grollten Donnerschläge. Blitze erhellten für Bruchteile von Sekunden den Horizont. Man konnte das Unwetter, das dort tobte, spüren. Doch es zog nicht, wie angekündigt, weiter über die Wälder herüber. Die Luft schien zu stehen. Schwer, warm, stickig. Da war auch nicht der kleinste Windhauch, der ein wenig Abkühlung brachte. Die Wolkenberge, die Blumenkohlköpfen ähnelten, senkten sich tief über das Land. Sie machten die Luft schwerer und schwüler. Doch sie entluden sich nicht. Der Regen blieb aus.
Reglos verharrten die kleine Stadt und das Land ringsum in gereizter Stimmung.
Die Menschen stöhnten. Sie fühlten sich nicht wohl. Einige fürchteten sich.
“Eine schreckliche Nacht”, sagten manche. “Man kann das Unheil fast spüren.”
“Eine Luft für Blutsauger”, stöhnten andere und sie schlugen nervös und wahllos in die Luft, um die Schnaken und Stechmücken, die diese Nacht regierten, zu verjagen. „Hoffentlich kommt bald das Gewitter und verjagt diese Plagegeister.”
“Was für eine Geisternacht!”, flüsterten wieder andere Leute und sie dachten an umherschweifende Monster und Vampire.
Und jeder hatte, ein bisschen zumindest, recht mit seinen Vorahnungen.
“Blut! Ich habe Durst nach frischem Blut”, raunte einer jener Vampire seinem Gefährten zu. “Das nächste Lebewesen, das mir begegnet, wird mein Opfer sein.”
Hungrig und durstig suchte er sich einen geeigneten Platz, kletterte auf die Spitze eines Grashalmes und wartete. Schweigend tat es sein Gefährte ihm nach. Und die beiden Blutsauger hatten Glück. Eine Katze strich auf dem Heimweg durchs tiefe Gras, die beiden “Vampire” ließen sich fallen und bohrten wenig später gierig und unbemerkt ihre Saugrüssel in den Hals ihres Opfers.
Sonst passierte eigentlich nicht viel in dieser Nacht. Das ferne Gewitter zog weiter und nahm die Wolkenberge mit, ein neuer schwüler Sommertag kündete sich an und ein Kind, das seine Katze Felicia schmusend in den Arm nehmen wollte, schrie auf:
“Mama, komm schnell, in Felicias Hals stecken zwei dicke Zecken. Ihhh, sind die eklig!”
© Elke Bräunling
Gewitterstimmung, Bildquelle © Tabor/pixabay
Geschichte für Senioren zum Vorlesen, bei Veranstaltungen u. geselligem Beisammensein, im Seniorenheim und/oder Zuhause
Eine wirklich wundervolle Geschichte. Das ist mal etwas ganz anderes. Wer schreibt schon etwas über Zecken.
Hat mir wirklich gut gefallen. Aber bei dir habe ich eh nichts anderes erwartet. 🙂
Lieben Gruß,
der Marco
Hallo Marco!
Danke fürs Besuchen und die lieben Worte zur Zeckengeschichte. Ja, jeder verflucht sie, da dachte ich, sie hätten auch mal eine Geschichte verdient. Eine über Vampire. Echte 😉
Lieber Gruß zu dir
Elke
Hallo Elke,
das ist eine tolle Geschichte. Nicht nur die Beschreibung der Gewitterstimmung, sondern auch das plötzliche Auftauchen der Vampire. Diese Zecken finde ich schrecklich. Unsere Katze hat auch häufig diese Blutsauger, trotz Zeckenhalsband. Sie sind echt lästig, genauso lästig wie die beschriebene schwüle Gewitternacht.
LG
Astrid
Hallo Astrid,
ein verspätetes Danke fürs Besuchen und Lesen.
Ja, du hast recht, Zecken sind etwas ganz Fieses, Schreckliches. Und die ganzen Mittelchen, die es dagegen gibt, sind es auch, auch die ZEckenhalsbänder, die eh nicht viel taugen. Bleibt nur, gut aufzupassen. Wenn ich mit meinem Hund im Wald war, verbringe ich nochmal eine gute halbe Stunde damit, Hund und mich zu “untersuchen”, was bei unserem Hund mit dem schwarzen Fell nicht einfach ist. Aber was ist schon einfach?
Lieber Gruß
Ele