Der Tag fängt ja gut an

Fröhliche Geschichte für Groß und Klein – Freitage sind nicht Herrn Freytags Lieblingstage

„Autsch!“
Herr Freytag saß auf der Bettkante und rieb sich die schmerzende Wade. War er doch glatt mit dem falschen Fuß heute aufgestanden. Aufgepasst hatte er auch nicht, und so war er auf den Tennisball getreten, den Kater Maurice in der Nacht neben den Pantoffeln vergessen hat. Autsch! Es tat weh, mit nacktem Fuß auf einen Tennisball zu treten und dabei beinahe das Gleichgewicht zu verlieren.
Herr Freytag setzte sich erst einmal wieder aufs Bett und wartete, dass der Schmerz nachließ.
„Dieser Tag fängt ja gut an!“, murmelte er. „Ich glaube, ich werde ihn nicht leiden mögen.“
„Es ist Freitag“, sagte Frau Freytag. „Ein Freitag ist dein Lieblingstag. Immer.“
„Fast immer“, verbesserte Herr Freytag sie. „Der heutige überlegt es sich noch, ob er es für mich sein möchte.“
„Es ist der dreizehnte“, erklärte seine Frau.
„Der dreizehnte Freitag? Ha! Das kann nicht sein.“ Herr Freytag lachte auf. „Im Februar kann es nur einen ersten Freitag geben, einen zweiten, einen dritten und einen vierten.“
„Nein, ich meine, es ist Freitag, der dreizehnte“, erklärte Frau Freytag und eine leise Ungeduld schwang in ihrer Stimme. „Ein Tag, an dem du besser aufpassen solltest.“
„Ich? Aufpassen? Warum?“
„Weil an diesem Tag das Pech näher liegen kann als das Glück. Das solltest du wissen.“ Frau Freytag klang nun wie eine strenge Lehrerin.
„Du klingst wie eine strenge Lehrerin“, sagte Herr Freytag da auch schon. Er spürte, wie schlechte Laune von ihm Besitz ergriff. „Ich passe immer auf! Außerdem hasse ich es, von dir immer daran erinnert zu werden. Ich bin doch kein Kind mehr.“
„Das ist wieder ein Glück“, erwiderte seine Frau. Sie schmunzelte.
„Was nun? Pech oder Glück? Weib, du redest wirr!“ Herr Freytag wusste nicht, ob er nun auch lächeln oder doch lieber schimpfen sollte. Er sprang auf und stolperte über Kater Maurice, der gerade vom Fensterbrett heruntersprang. Von links!“
Was musste seine Frau da lachen!
„Siehst du!“, sagte sie. „Kommt die Katz’ von linker Seite, suche besser gleich das Weite und lauf schnell wech, denn sie bringt Pech.“
„Aua!!“, rief da der Herr Freytag und er wusste nicht, was mehr schmerzte. Das Bein oder die Ohren. „Ich hasse deine dummen Reime!“, brüllte er. „Und überhaupt…“
Mehr Geschimpfe konnte Frau Freytag dann nicht hören, denn ihr Mann war ins Bad verschwunden. Das war auch gut so, denn sie war nun beleidigt.
„Was für ein gemeiner Tag!“, schimpfte sie und beschloss, das Frühstück ausfallen zu lassen und gleich zur Arbeit zu gehen.
So kam es, dass Herr Freytag kein Frühstück bekam, dass seine linke Wade schmerzte und sein rechtes Bein brannte und dass sein schlechtes Gewissen wegen seines Geschimpfes vorhin im Bauch so sehr grummelte, dass er keinen Hunger mehr hatte. Mit leerem Magen und sehr schlechter Laune ging er aus dem Haus, und was ihm unterwegs an diesem Freitag, der kein Lieblingstag sein wollte, noch alles passierte, ist eine Geschichte für sich.

© Elke Bräunling

Lieblingstag, Bildquelle © pixel2013/pixabay