Gedanken des Lebens

Geschichte zum Schmunzeln – Gedanken zum Glück mal anders. Von guten und weniger guten Gedanken und deren Bewältigung – Eine kleine “Kuhphilosophie”

„Sicher werden sie uns bald von der Weide holen“, vermutete die rotbunte Frieda, die mit ihrer Kuhfreundin Liese ein Pläuschchen hielt.
„Meinst du? Ist es denn schon wieder so weit?“, fragte diese und kaute genüsslich weiter. „Wenn ich ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass ich persönlich noch nicht bereit bin, auch wenn es die Zeit sein sollte. Noch lange nicht habe ich alle Schattenbilder, die die Sonne ins Gras malte, und alle Sterne am Himmel gezählt. Auch habe ich noch nicht alle Gedanken zu Ende gedacht.“
Eine Weile war es still, jede kaute vor sich hin. Dann fragte Frieda:
„Was denkst du denn so für Gedanken?“
„Ach, das ist ganz unterschiedlich. Es gibt ja jeden Tag etwas zu bedenken. Wenn die Sonne scheint, denke ich, dass ich eine glückliche Kuh bin, die am schönsten Ort der Welt lebt. Wenn es regnet, dann denke ich, dass das Wasser meinem Fell gut tut und es rein wäscht.“
„Ich verstehe, was du meinst. Die guten Dinge sind’s, die deine Gedanken verdienen.“ Frieda schnaubte, dann schüttelte sie heftig den Kopf, um die Mücken, die sie an diesem Nachmittag wieder besonders kitzelten, zu vertreiben. „Wie aber hältst du es mit den anderen weniger erfreulichen Dingen, die auch unser Leben begleiten?“
Liese antwortete nicht gleich. Sie musste wohl die Antwort erst bedenken.
Frieda dachte unterdessen auch ein wenig über ihre Frage nach.
„Mit den Dingen, die mir nicht sonderlich gefallen, gehe ich folgendermaßen um“, sagte Liese schließlich. „Ich stelle mir vor, all die unerfreulichen Dinge liegen dort vor mir im Gras. Ich zupfe sie mit meinem Maul aus, nehme sie auf und kaue gründlich. Sie schmecken nicht ganz so gut wie das frische Gras, aber man kann es aushalten. Anschließend käue ich sie wieder, dann verdaue ich sie, hebe den Schwanz an und scheide sie wieder aus. Sie können mir gar nichts anhaben. Ja, so mache ich das.“
Wäre die Frieda ein Pferd gewesen, hätte sie nun laut gewiehert vor Vergnügen. Ihr entfuhren ein paar begeisterte ‚Muhs‘. Dann lobte sie ihre Freundin:
„Das ist eine geniale Lösung, liebe Liese. Muh, muh. Ich werde es nun auch so machen. “
Dann hob sie den Schwanz und … Na ihr wisst schon.

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

Das Leben auf der Weide, Bildquelle © 3dman_eu/pixabay

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